Kleine Zeitung Steiermark

„Eine Zeit lang ist mandurch den Preis wie gekrönt“

2015 errang Nora Gomringer den Bachmannpr­eis. Ab Donnerstag fungiert sie in Klagenfurt erstmals als Jurorin. Im Interview erzählt sie von Freiheiten, Stalkern und ihrer Begeisteru­ng fürs Fernsehen.

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gung für radikal gelebten Humanismus entdeckt. Zuletzt auch „Die Woche“mit Adam Sandler, den ich für eine tolle Hommage an die „Vater der Braut“-thematik halte. Ich verehre gute Drehbücher, halte ihre Autoren für die entscheide­nden Autoren der Gegenwart. In zehn Jahren wird man nicht fragen, welche Texte jemand gelesen hat. Der Rückblick meiner Generation auf diese Zeit wird voller Serienstof­fe und Superhelde­n sein.

Ihr Vater gilt als Mitbegründ­er der „konkreten Poesie“und wurde vielfach ausgezeich­net. Zuletzt wurde allerdings sein Gedicht „avenidas“wegen einer angeblich sexistisch­en Zeile von der Fassade einer Berliner Hochschule entfernt. Nun ziert es ein Gebäude in Rehau, wo Ihr Vater lebt. Sind Sie damit einigermaß­en glücklich?

Das Gedicht „avenidas“steht an vielen Wänden der Welt schon länger als an der einen in Berlin. Die Ablehnung dort ist sehr enttäusche­nd begründet, greift den Dichter und seine Arbeit an. Ich wünschte, ich könnte sagen, mehr Menschen verstünden nun die konkrete Poesie besser, das ist aber nicht der Fall. Eine Lehre daraus? Gefühle sind kein alleiniger Maßstab für Kunstkriti­k. Schade, dass man das immer noch, immer wieder, thematisie­ren muss. Marianne Fischer 1. 3.

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