Adrett, nett und smart
Alfred Lobnik
ist stickig im Grazer Schwurgerichtssaal. Der Richter organisiert große Ventilatoren, um etwas durchzulüften.
Da sitzen sie nun, 17 Identitäre. Nette, adrette junge Menschen, da und dort streng gescheiteltes Haar und akkurat gestutzte Bärte. Man trägt Sakko, einer auch in der Trachtenvariante. Smart sind sie. Ihr Gründer erklärt eloquent, warum er kein Neonazi mehr ist. Und dass „Remigration“die „Umkehrung von Push und PullFaktoren“ist. Aha. Dem lauschen im Publikum auch ein paar verurteilte Neonazis. Der Grad ihrer Ergriffenheit scheint gering.
Der Vorwurf, der den Angeklagten gemacht wird, ist, dass sie zu Hass gegenmenschen aufgerufen haben, Hass gegen Flüchtlinge, Hass gegen Türken, Hass gegen Moslems und den Islam.
Das bestreiten sie: keine Hetze, provokante Aktionen, ja, aber nie mitgewalt. Bilder seien wichtig: Alles wird auf Video in leicht verdauliche ideologische Appetithäppchen geschnitten und online serviert. Heimat, Freiheit, Vaterland, Identität, Werte und Tradition bringt man leicht in drei Sätzen unter.
das ist für sich allein genommen nett, adrett, klingt ganz gut, nur halt ein bisserl rechts gescheitelt. Und stickig ist’s im Grazer Schwurgerichtssaal. Da werden ein paar großeventilatoren nicht reichen.