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mas – ermutigend und beziehungsreich. „Stärken stärken“statt „Fehler suchen“ist eine ganz wesentliche Prämisse.
Auch müssen Schüler vom ersten Tag an lernen, selbstständig zu arbeiten und Verantwortung für sich zu übernehmen. Anstrengungsbereitschaft und Bewältigung von Schwierigkeiten gehören dazu. Erfolgserlebnisse entstehen aus dem Lernprozess selbst, der Schüler ist Hauptakteur und der Lehrer Coach von Lernprozessen. Individuelleswachstumwirddurch eine permanente prozesshafte Rückmeldekultur gefördert.
Zum Lernen gehört, sich zu hinterfragen und Fähigkeiten zu entdecken, an eigenestärken glauben. „Intrinsischemotivation“entsteht durch das Lernen am Erfolg; sehr individuell und in der jeweils eigenen Geschwindigkeit. Wachstum und Reifung der individuellen Persönlichkeit muss im pädagogischen Prozess stets mitlaufen.
Es gibt Schulsysteme, die lange Zeit aufnoten verzichten. So ist z. B. die neunjährige (!) Grundschule in Schweden examensfrei, Notenwerdenerst ab der 6. Schulstufe vergeben! Finnland verzichtet in den ersten vier Jahren der Einheitsschule auf Noten usw. Auch in denwaldorfschulen gibt es überhaupt keine Noten. Diese stellen stark auf Eigeninitiative ab auf der Basis vonlebendigem Interesse und persönlicher Begeisterung, auch durch sehr viele kreative und praktische Unterrichtsinhalte. Es geht darum, die berühmten 3 H zu aktivieren, nämlich Hirn, Herz und Hand, damit dermensch in seiner Ganzheit angesprochen und gefördert wird.
Der Leistungsbegriff in unserem Schulsystem ist reduziert. Wir vermeinen, dass wir Leistungen von jungenmenschen aufgrundbestimmterstandards in ganz bestimmten Fächern
D(59) ist klinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe. Er ist Landesreferent für Schulpsychologie/bildungsberatung im Landesschulrat Steiermark. Seine fachlichen Schwerpunkte sind unter anderemkinderund Jugendpsychologie. objektiv messbar machen können. Wir vergessen, dass wir gerade durch das Notensystemschüler in erster Linie untereinander vergleichen. Noten sind nicht objektiv und zu wenig aussagekräftig. Es gibt in Österreich keine einheitlichen Kriterien von Gerechtigkeit und Objektivität. Subjektive Einschätzungen des Lehrers fließen sehr stark in die Note ein, etwa auch Sympathiefaktoren. Auch die Gewichtung der Mitarbeit wird sehr unterschiedlich vorgenommen. Vieler Schüler selbst erleben die Beurteilung als ungerecht. Besonders krass zeigt sich die Notenproblematikamende der Volksschulzeit: Viele Lehrer tendieren zu einer milderen Beurteilung, umdenweg in das Gymnasium nicht zu verbauen. Damit tut man aber den Kindern wiederum nichts Gutes, die dann dort bald überfordert sind. aher ist die Note besonders in der Volksschule verzichtbar und kontraproduktiv. Dies deshalb, da sie das genaue Hinsehen auf Lernfortschritte regelrecht verhindert. Sie fördert auch einemotivation, die geleitet ist von der Angst vor Versagen. Viele Faktoren, die die Schulleistung beeinflussen, werden nicht berücksichtigt.
Dienote beschreibt in keiner Weise die Qualitäten der Persönlichkeit. Den aktuellen Leistungsstand eines Schülers kann man ohne Noten besser verdeutlichen. Dies ginge sehr gut mit Lernzielkatalogen, standardisierten Tests oder mit regelmäßigen externen Evaluierungen. Diese schon bewährten Instrumente fördern auch die Kommunikation über das, was das Kind kann, und eröffnen Eltern einen weiteren Blick auf die Potenziale – angstfrei und objektiv.
Außerdem müssen Unterricht und Beurteilung nicht automatisch in einer Hand sein. Länder, die (weitgehender) auf Noten verzichten, arbeiten viel stärker als wir mit nationalen Testungen. ulturhistorisch werden wir nicht so schnell auf die Note verzichten können. Daher werden wir wohl weiterhin mit ihr leben müssen. Doch sollten wir uns die Relativität dieser Beurteilungsform als historisches Relikt immer vor Augen halten. Noten sind ein punktuelles Kalkül, beschreiben die Beurteilung in bestimmten Schulfächern, sind aber keinesfalls eine Aussage über die Person insgesamt.
Geschätzte Leser, weder eine gute noch eine schlechte Note ersetzt die Anforderung, mit unseren Kindern und Jugendlichen in einem ständigen Gespräch zu bleiben, sie zu motivieren und ihre Bedürfnisse ergründen zu wollen. Persönlich würde ich heute eine Schule ohne Noten für meine Kinder vorziehen.
K