Ave Caesar!
Vor Jahren flanierte ich übers Forum Romanum; es war Mitte März, zu den ominösen „Iden des März“. Da fiel mir inmitten der imperialen Reste eine überdachtekonstruktion aus jüngerer Zeit auf. Darunter verwitterte Steinblöcke und ein Gebirge aus taufrischen Blumen, offenbar waren sie gerade erst von Floristen angeliefert worden, auf einer Basis aus antiken Ziegeln. Das ist alles, was übrig geblieben ist vom Tempel des Gaius Julius Caesar. Hier soll sein Leichnam verbranntworden sein. Aber noch die Römer von heute überhäufen diese Stelle mit Blumen, zum Andenken an den Tag, als er im Jahre 44 vor Christus unter den Dolchstichen der Senatoren, darunter Freunden – „auch du, Brutus?“– zusammengesunken war.
Freilich, Caesar erwies sich erst nach seiner Ermordung als ein Politiker, der über 2000 Jahre nachhaltigstewirkungen zeigen sollte. Gibt es doch in der westlichen Hemisphäre buchstäblich keine einzige Institution, keinen Staat, der nicht von ihm mitgeprägt worden wäre. Frankreich ohne den Bellum Gallicum? Es wäre nicht vorhanden. Russland ohne Caesar = Zar ?
Wie mag Caesar ausgesehen haben?, fragte ich mich an seiner Verbrennungsstätte. Nun wird uns eine Visualisierung angeboten. Also, wenn sie wirklich authentisch ist, diese aufgrund einer Marmorbüsteundmünzporträtszustandegekommene 3D-rekonstruktion seines Hauptes, die eine Archäologin und ein Team des Niederländischen Museums für Altertümer jetzt vorgestellt haben, stehen wir vor einem mythologischen Rätsel. Soll doch Venus, die Göttin der Schönheit, Caesars Ururgroßmutter gewesen sein, als Geliebte des Anchises, Mutter von Aeneas, des Gründervaters Roms. Von ihm leitete sich der Stammder Julier her… Schönheit hätte sie ihrem Urenkel jedenfalls nicht vererbt.
Apropos: Einer Legende zufolge soll Caesars Asche in jener Bronzekugel eingeschlossen gewesen sein, die unter dem Kreuz auf dem Obelisken in der Mitte des Petersplatzes angebracht war. Damit halt alles seine metaphysische Ordnung hat …