„Das größte Problem ist die Panik“
Der Höhlentaucher Benjamin Pretterhofer nennt potenzielle Gefahren, aber auch einen Vorteil.
Sie
sind als Höhlentaucher auch bei der österreichischen Höhlenrettung. Wie beurteilen Sie die Lage?
BENJAMIN PRETTERHOFER: Ich verfolge das Geschehen aufmerksam, bin aber nicht vor Ort. Trotzdem ist klar, dass die Situation lebensgefährlich ist – für die Eingeschlossenen und auch für die Retter. Aber ich denke schon, dass es zu schaffen ist.
Wie kann die Rettung erfolgreich sein?
Ich glaube, dass das Tauchen trotz allem die beste Lösung ist. Die Bohrungen, die ja parallel laufen, brauchen viel Zeit. Und die hat man nicht, weil es jederzeit wieder regnen kann. Auch der Sauerstoff wird knapp.
Wie sollte man vorgehen?
Man muss den Kindern klar sagen, was ihnen bevorsteht. Und sie mit der Ausrüstung vertraut machen. Das geschieht ja gegenwärtig auch. Ich glaube, das Tauchen an sich kann man ihnen schnell beibringen. Immerhin haben sie schon zwei Wochen in dieser Situation überlebt.
Wo liegen also
Panik birgt die größte Gefahr. Dann wird die Situation schnell unberechenbar. Die Sicht ist wegen der aufgewirbelten Sedimente gleich null. Die Kinder müssen den Rettern vertrauen.
die Gefahren?
Es gibt ein paar kritische Stellen in der Höhle, die müssen überwunden werden. Und diese dürfen nicht blockiert werden. Die engste Stelle ist laut Plan 38 Zentimeter hoch und 72 Zentimeter breit. Auch Sauerstofftanks müssen ausreichend vorhanden sein. Wenn man sehr angespannt oder panisch ist, verbraucht man Sauerstoff viel schneller. Die Wassertemperatur liegt zum Glück bei 20 Grad, in Österreich wäre es viel kälter. Aber auch bei 20 Grad beginnt der Körper auszukühlen. Und die Kinder sind ohnehin schon erschöpft und frieren. Aber junge Menschen denken oft weniger daran, was alles schiefgehen kann. Das kann ein wichtiger Vorteil sein.
Wie und warum wird man Höhlentaucher?
Für mich ist es ein Hobby, bei dem ich mich zu hundert Prozent auf den Augenblick konzentrieren kann. Ich tauche seit 2010 und habe rund 1500Tauchgänge absolviert. Die Ausbildung muss man sich selbst finanzieren. In Österreich sind rund eindutzend Höhlentauchretter gelistet, aktiv sind aber nur drei.
Benjamin Pretterhofer ist gelernter Mechaniker, Tauchlehrer undwellness-coach. Er ist 27 Jahre alt und lebt inweiz.