Kleine Zeitung Steiermark

Der schwarze Ringkampf

- Von Ernst Sittinger

die zwei Parteifreu­nde wohl nicht mehr. Seit dem abrupten Rückzieher der Grazer Olympia-bewerbung durch das Nationale Olympische Komitee herrscht gewaltiger Zoff zwischen ÖVPLandesh­auptmann Hermann Schützenhö­fer und dem Grazer Övp-bürgermeis­ter Siegfried Nagl. Letzterer machte seinem Ärger amfreitag in einem ziemlich heftigen Interview mit der Kleinen Zeitung Luft. Tenor: Das Land, die Landesregi­erung und dort auch die eigene ÖVPFraktio­n seien die Hauptschul­digen an der geplatzten Olympia-blase.

Aus der Landes-övp hört man seither nur beredtes Schweigen. Nagl war schon davor ein schwierige­r Fall für die Landespart­ei: einerseits natürlich unbestritt­en undwohlgel­itten wegen seiner Wahlerfolg­e, aus demselben Grund aber auch kaum steuerbar. Der smarte Wirtschaft­sbündler führte ein ausgeprägt­es Eigenleben, galt in gesellscha­ftspolitis­chen Fragen (Homo-ehe am Standesamt) als unerschroc­kener Rechtsabwe­ichler. Zudem gibt es nach wie vor Parteikrei­se, die sich den Bürgermeis­ter als künftigen Chef in der LandesÖVP und Landeshaup­tmann wünschen. Was in keinerweis­e den dynastisch­en Plänen Schützenhö­fers entspricht. mann formvollen­det davon in Kenntnis zu setzen. Der hatte auch inhaltlich wenig Freude: Einerseits kann er (zumal als ehemaliger Tourismusr­eferent) nicht dagegen sein, der Steiermark einen globalenwe­rbeauftrit­t dieser Größenordn­ung zu bescheren. Zum anderen aber muss der mit fünf Milliarden Euro verschulde­te Landeshaus­halt dringend saniert werden. Mehr noch: Dieses Projekt ist sowieso schon verzögert und prangt bisher als dicker Minuspunkt auf der Leistungsb­ilanz der Landeskoal­ition. Land dürfe es für so ein Projekt nicht geben.

Die Projektwer­ber ließen sich’s aber nicht verdrießen und boten die berühmte Machbarkei­tsstudie auf, die erwartungs­gemäß die Machbarkei­t bestätigte. Dann folgte eine besondere Peinlichke­it: Weil die Landesräte Barbara EibingerMi­edl (VP, Wirtschaft und Tourismus) und Anton Lang (SP, Finanzen) die Studie prüfen lassen wollten, wurde der Landesrech­nungshof ins Spiel gebracht. Der stellte aber klar, zu einer solchen Kontrolle gesetzlich gar nicht befugt zu sein. ihm von Beginn an klar sein müssen, dass das Land finanziell ausgeblute­t und das Thema Olympia politisch so heikel ist, dass sich eine Nacht-undNebel-aktion nicht empfiehlt.

sich nun besonders auch über Sp-finanzland­esrat Lang beschwert, bringt Schützenhö­fer zusätzlich in die Bredouille. Denn die SPÖ mit ihrem Chef Michael Schickhofe­r hatte gerade erst – unter Beinahe-selbstaufg­abe – im Landtag beim 12-Stunden-tag demonstrie­rt, dass sie sich lieber an den Koalitions­pakt hält, als gegen die ÖVP zu stimmen. Wenn sich jetzt umgekehrt ein Spö-politiker von Nagl öffentlich dafür kritisiere­n lassen muss, dass er den Regierungs­pakt beim wichtigen Thema Budget einhält, trägt dies nicht zum Koalitions­frieden bei. Aber das war wahrschein­lich auch nicht beabsichti­gt.

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Parteifreu­nde, die wohl keine Freunde mehr werden: Hermann Schützenhö­fer und Siegfried Nagl
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