Kleine Zeitung Steiermark

„Graz ist keinegrüne Stadt mehr“

- Von Robert Preis und Gerald Winter-pölsler

25 Prozent der Stadtfläch­e in Graz sindwald. Dieser Grüngürtel liegt aber vor allemamsta­dtrand, in der Kernstadt ist das Grün ein rares Gut. Eine Bestandsau­fnahme.

Umgeben von Plabutsch, Rosenkogel, Leechwald und Murauen gilt Graz seit jeher als grüne Oase. In der Eigendefin­ition. Dieses Image droht nach und nach zu kippen. Durch den Bau des Murkraftwe­rks fielen Tausende Bäume, die jüngsten Unwetter sorgten wieder für Massenfäll­ungen von Parkbäumen.

„Bäume werden in Graz zunehmend nur noch als Gefahr gesehen“, warnt Buchautor und Grünraumex­perte Conrad Amber. „Oder als lästiges Hindernis für Bauprojekt­e.“

Der Vorarlberg­er war unlängst auf Einladung des Umweltamte­s als Referent zu Gast. Sein Befund ist dramatisch: „Es gibt in der Grazer Innenstadt Flächen, wo auf zehn Hektar nur sieben Bäume kommen.“Für ihn steht fest: „Graz ist längst keine grüne Stadt mehr. Es gibt hier Industrief­lächen, wo es auf 35 Hektar keinen einzigen Grünraum gibt. Auf den Flachdäche­rn dieser IndustrieA­nlagen hat es 30 Tage lang im Jahr mehr als 80 Grad Celsius, in dernacht nieweniger als 25.“Allein diese Fläche beeinfluss­e das Stadtklima um zwei bis drei Grad, rechnet Amber vor. Und das in Zeiten, in denen die Hitzetage massiv zunehmen (siehe Grafik) und dies für viele Menschen eine Belastung dar- stellt. „Der Mensch kann sich gegen Hitze kaum schützen.“

Amber sieht deshalb nur eine Möglichkei­t: „Flachdäche­r müssen verpflicht­end begrünt werden, wo es möglich ist. Fassaden ebenso.“

Genau das berechnet ein Projekttea­m von Joanneum Research und der Zentralans­talt fürmeteoro­logie für den Bezirk Jakomini, jenem Bezirk mit den meisten Einwohnern und den wenigsten Grünfläche­n in Graz. Das Projekt ist im Finale, aber so viel ist klar: „Je weniger Asphalt und je mehr Grün, des-

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Kämpft um jeden Baum: Conrad Amber rät Graz zu schnellem Handeln

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