Der gnadenlose Sieger
Zu Erdo˘gans „Säuberungen“in der Türkei.
klang versöhnlich, was Recep Tayyip Erdogan˘ nach seinemwahlsieg in Ankara seinen jubelnden Anhängern zurief: „Der Gewinner dieserwahl ist jeder einzelneunserer 81 Millionen Bürger.“Die Oppositionswähler sahen das anders. Und jene 18.632 Staatsbediensteten, die Erdogan˘ nun feuerte, müssen dieseworte erst recht als Hohn empfinden. Sie erfahren hautnah, wer in der „neuen Türkei“das Sagen hat – Erdogan.˘
einem Federstrich entscheidet der türkische Präsident über das Schicksal Zehntausender – ohne Kontrolle durch das Parlament, ohne Rechtsmittel, gnadenlos. Der bloßeverdacht einer Verbindung zu Erdogans˘ Erzfeind Fethullah Gülen oder einedenunziation reichenals Entlassungsgrund. Die Betroffenen verlieren ihre Stelle und ihre Existenz. Weil ihre Namen und Adressen veröffentlichtwerden, sind sie und ihre Familien geächtet. Sie haben keine Chance, wieder Arbeit zu finden. In Europa hat Erdogans˘ Türkei keine Zukunft.