Hier regiert die Bildgewalt
Entstaubt und absolut aktuell: So lässt Georg Schütky Roseggers Roman „Jakob der Letzte“auf das Krieglacher Publikum los. Eine Empfehlung.
Es
ist eine Stimme, die Jakob umgibt, ihn begleitet und verfolgt. Eine Stimme der vielen. Eine, die hin- und hergerissen ist. In seiner packenden Inszenierung von Peterroseggers berühmtem Roman „Jakob der Letzte“in der Bühnenfassung von Felix Mitterer gelingt Georg Schütky in Krieglach ein Kniff. Er arrangiertumden letzten Bergbauern Jakob Steinreuter (Alexander Mitterer) einen typenstarken Chor aus Laien, in den auch die Profidarsteller einstimmen – und dieser verstärkt stampfend, schmatzend, nickend oder sich vor Schmerz biegend die Untergangsstimmung im Bergdorf Altenmoos. Den Niedergang der Bauernschaft. Angst, Sorgen, Hunger, die Sehnsucht nach einem guten Leben – all das wird durch diesen furios kollektiven Kör- per spürbar. Eingebettet in ein soghaft unberechenbares Musikkonzept von Mia Bodet erzählt der in Berlin lebende gebürtige Mürztaler Schütky mit feinem Gespür für Musik und Konzentration auf den Menschen eine Geschichte über Entwurzelung, Habgier, Identitätsverlust, Entsolidarisierung und zunehmenden Kapitalismus. Seine Roseggerdeutung hat nichts an Aktualität eingebüßt.
Im Veranstaltungszentrum in der Waldheimatstraße 1 baut er eine reduzierte Bühne vor der Glasfront auf. Er spielt mit der untergehenden Sonne, dem Draußen und Drinnen sowie mit famosen auf die Wand projizierten Videos aus dem Hochschwabmassiv. Alexander Mitterer glänzt als Mann, der für seine Familie (unter anderem Hergard Engert als Maria) seinen Grund und Boden verteidigt. Es ist ein Kampf David gegen Goliath, den er gegen den Kampelherrn und dessen autoritären Waldmeister (Michael Großschädel) führt und der dann besonders berührt, wenn der Generationenkonflikt mit den Söhnen Jackerl (Christoph Steiner) und Friedel (Gregor Kohlhofer) thematisiert wird. Es ist eine starke Ensembleleistung, es gibt hinreißendekostüme (Lea Søvsø, Petra Fladenhofer). Tosender Applaus. Eine Empfehlung!
Julia Schafferhofer Jakob der Letzte. Von Peter Rosegger, Bühnenfassung von Felixmitterer. Regie: Georgschütky. Bis 11. August, jeweils freitags und samstags, 20 Uhr, Veranstaltungszentrum Krieglach. Karten und Infos: www.roseggerfestspiele.at