Geld regiert Trumpswelt
Donald Trump agiert wie ein Firmenboss, dem es nur ums Geld geht. Beim Nato-gipfel bekam das vor allem Angela Merkel zu spüren. Das Problem ist: Diesmal hat Trump recht.
Die Vereinigten Staaten als Weltpolizei, als globaler Sheriff, der mit zusammengekniffenen Augen die Schurken aus ihrem Versteck holt und mit eiserner Faust für Ordnung auf dem Planeten sorgt – es ist nicht lange her, da entsprach dieses Bild der Realität. Vielen ging das zu weit; die USA würden sich überall einmischen und nur ihre eigenen Interessen vertreten. Insgeheim aber war vor allem die westliche Welt dankbar dafür, sich nicht die Finger schmutzig machen zu müssen. Amerika als stärkstes Nato-mitglied holte für alle anderen die Kastanien aus dem Feuer und zahlte sogar noch kräftig dafür ein, während vor allem die europäischen Partner ihre Mitgliedsbeiträge ständig reduzierten und das Geld lieber für sich selbst verwendeten. Lediglich drei Länder zahlten im vergangenen Jahr die vereinbarten zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts in den Topf ein (Estland, Großbritannien und Griechenland, Polen lag mit 1,99 Prozent knapp darunter), alle anderen deutlich weniger, während die USA selbst 3,57 Prozent aufwendeten. Das mächtige Deutschland lag zuletzt bei 1,24 Prozent und der „Spiegel“zeigte dazu die Relation beim Afghanistaneinsatz auf: Die USA hatten die 80-fachenkosten der Deutschen, 20.000 amerikanische Soldaten wurden verwundet, 2000 kamen ums Leben – bei den Deutschen gab es 204 Verwundete, 35 Gefallene und eine heftige innenpolitische Diskussion darüber, was man überhaupt dort zu suchen habe.
Wenn Trump also in Brüssel auf dentisch haut und lautstark fordert, die Verbündeten und allen voran Deutschland mögen doch endlich ihre Mitgliedsbeiträge überweisen, dann hat er in der Sache recht. Die Beteuerungen Angela Merkels, man leiste anstelle von Barem auch anderweitig Beiträge und werde die Anpassung „schrittweise“in den kommenden Jahren durchführen, wirkt nicht überzeugend. Nato-generalsekretär Jens Stoltenberg wiederum lässt kaum eine Gelegenheit aus, auf die Zusagen einzelner Länder hinzuweisen, die eine Erhöhung der Zahlungen in Aussicht gestellt oder schon umgesetzt haben.
Schon wieder ist es also Trump, der nach dem Ausstieg aus Iran- und Klimaabkommen und der Eröffnung des Handelskrieges Europa vor sich hertreibt und dem es dabeiweniger um die Politik, als ums Geld zu gehen scheint. Nicht umsonst ist eines der Gipfelthemen ein für die Nato eher peripheres, nämlich die Nord-stream-2Gasleitung von Russland nach Deutschland, die Trump ein Dorn im Auge ist – zumal Amerika selbst gern sein Gasgeschäft ankurbeln möchte. er irrlichternde amerikanische Präsident kann deshalb in Europa Druck ausüben, weil Europa den USA schon vor Langem die Rolle der Schutzmacht überlassen hat. Allein, dass das nun infrage gestellt werden kann, ist ein Alarmsignal – mandenke nur an das atomare Gleichgewicht.
Für Russland und China muss dieses Spektakel einen hohen Unterhaltungswert haben. Erste Reihe fußfrei.
D