„Es hätte nie zu dieser Verleihung kommen dürfen“
Prominente Zeithistoriker fordern im heurigen Gedenkjahr der Republik die Aberkennung des hohen österreichischen Ordens, mit dem Hans Globke, Mitverfasser der nationalsozialistischen Rassengesetze, 1956 ausgezeichnet wurde. Unterstützung bekommen sie jetzt auch aus der Hofburg.
Bisher gab es keine Aberkennung eines verliehenen Ehrenzeichens der Republik Österreich. Das auf einem Gesetz basierende Statut dieser Auszeichnung sieht dies auch gar nicht vor. Das könnte in diesem Jahr noch geändert werden. Anlassfall ist der „Fall Globke“, den die Kleine Zeitung im Zuge des Gedenkjahres „100 Jahre Republik Österreich“aufrollte. Der Verwaltungsjurist Hans Globke avancierte nach dem Zweiten Weltkrieg zum engsten Mitarbeiter des damaligen deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer, wurde schließlich Chef des Kanzleramtes im Rang eines Staatssekretärs. Ein absolut treuer Diener seines Herrn.
Globke diente allerdings zuvor schon anderenherren übereifrig, den Nationalsozialisten. Als Jurist im Reichsinnenministerium konzipierte er 1933 das Ermächtigungsgesetz, mit dem Adolf Hitler die Demokratie ausschaltete. In den Jahren darauf arbeitete Globke maßgeblich an den Rassengesetzen mit, die jüdische Bürger entrechteten und praktisch den rechtlichen Weg in die Konzentrationslager ebneten. Zusätzlich glänzte der Nazi-kronjurist als Mitautor des Kommentars zu den Nürnberger Rassengesetzen. Nachdemzusammenbruch des Nazi-regimes stellte sich Globke als Widerstandskämpfer dar, der eigentlich Juden nur hatte helfen wollen. „Eine Mär“, wie das Fritz-bauer-archiv in Frankfurt – benannt nach dem einstigen Generalstaatsanwalt, der die Auschwitz-prozesse in den 60er-jahren durchgesetzt hatte – festhält. Der neue deutsche Kanzler Konrad Adenauer nahm Globke in seine Dienste, trotz massiver Proteste. „Lasst doch den lieben Herrn Globke in Ruhe“, pflegte Adenauer zu sagen. ei seinem Staatsbesuch in Bonn im Herbst 1956 bedankte sich der österreichische Bundeskanzler Julius Raab bei seinen Gastgebern mit der Verleihung von Orden. Unter den Ausgezeichneten: Adenauers Kanzleramtschef Globke, der mit dem zweithöchsten Orden, den Österreich zu vergeben hat, geehrt wurde – mit dem „Großen goldenen Ehrenzeichen am Bande fürverdienste um die Republik Österreich“. Den in der gleichen Kategorie auch Adenauer selbst erhielt. „Die Liste der auszuzeichnenden Funktionsträger wurde von der deutschen Seite erstellt und Österreich entsprach diesem
BVorschlag offensichtlich ohne nähere Prüfung“, erklärt dazu die Präsidentschaftskanzlei. rotz neu aufgetauchter Vorwürfe, er habe die Rettung von 20.000 Juden aus Saloniki verhindert, behält der 1973 verstorbene Globke seinen Platz in der Liste der von Österreich Höchstausgezeichneten. Das könnte sich ändern. Denn auf die Berichterstattung der Kleinen Zeitung hin ersuchte der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer Bundeskanzler Sebastian Kurz schriftlich, „im Interesse des Landes“eine posthume Ab-
Terkennung des Ordens prüfen zu lassen. Es müsse eine gesetzliche Möglichkeit geschaffen werden, um in diesem Fall ein Zeichen zu setzen, argumentiert der steirische Landeschef. Dafür plädieren auch die Neos, die im Parlament ebenfalls eine Anfrage an den Bundeskanzler stellten, ob es Bestrebungen gebe, Globke die Auszeichnung abzuerkennen. Regierungschef Kurz antwortete mittlerweile, es würde in Abstimmung mit der Präsidentschaftskanzlei geprüft.
Vorige Woche wandten sich prominente Zeithistoriker aus