Die Ritter mit dem schwarzen
Nach fast 40 Jahren kehrt der Deutsche Orden nach Graz zurück. Die Geschichte dieses Ordens reicht bis in die Anfangsjahre der Kreuzzüge.
Akkon in Galiläa, an der Küste des östlichen Mittelmeers: Als im Jahre 1190 Kaufleute aus Lübeck und Bremen auf das christliche Heer Königs Philipp II. stoßen, sind sie entsetzt. Die hygienischen Zustände in dem Lager sind dramatisch. Der Legende nach wird ein Segel auf einer Kogge über die Kranken und Verletzten gespannt. Dies soll das erste Spital des Deutschen Ordens gewesen sein.
Die Spitalsbruderschaft nannte die Einrichtung „St. Marien-hospital der Deutschen zu Jerusalem“und wurde – wie zuvor die Johanniter und Templer – im Jahre 1198 als dritte ritterliche Gemeinschaft zum Schutz der Pilger im Heiligen Land anerkannt. Von ihren berühmten Vorläufern übernahm der Deutsche Orden auch die weißen Mäntel; statt des roten schwor man sich aber auf das schwarze Kreuz ein. Erster Hochmeister des Ordens war Heinrich Walpot von Bassenheim.
Hundert Jahre später, 1291, verloren die Christen Akkon abermals, der Hochmeister des Deutschen Ordens verlegte seinen Sitz nach Venedig, 1309 nach Marienburg an der Weichsel. Hier bauten die Brüder ihre Macht aus, ein dichtes Netz an Burgen sicherte den Ordensstaat. Seit 1233 war der Deutsche Orden auch in Graz tätig. Als die heutige Leechkirche 1293 geweiht wurde, gewährte man den Mitgliedern dort das Asylrecht, und die Brü- der lehrten nach dem „Reiner Musterbuch“, dem heute ältesten erhaltenen Klosterlehrbuch derwelt.
Bei Tannenberg in Preußen eskalierte im Jahr 1410 dann der jahrzehntelangekonflikt zwischen dem Ritterorden und dem Großfürstentum Litauen – zeitgenössische Quellen sprechen von bis zu 100.000 Todesopfern. Die Schlacht ging verloren und in der Folge ging der Einfluss der Ordensbrüder stark zurück. Auch das 15. und 16. Jahrhundert markierte Krisenjahre: Hussitenstürme in Böhmen, die Verluste der Balleien (Ordensprovinzen) in Sizilien und Apulien sowie die Bauernkriege erschütterten die Bruderschaft. Zu dieser Zeit gehörte auch schon das Deutsch- ritterordenshaus Sporgasse Ecke Hofgasse in Graz zum Ordensbesitz.
Der neuerliche Aufschwung kam dann ab 1590, als man dazu überging, den Hoch- und Deutschmeister des Ordens aus Österreich zu wählen. Seit dem 17. Jahrhundert spielten die kampfbereiten Mönche („cavalliere“) in den Türkenkriegen eine entscheidende Rolle. 1696 stellte der Orden erstmals das Regiment „Hoch- und Deutschmeister“, das spätere Wiener Hausregiment.
Nach den napoleonischen Kriegen verblieben nur noch Besitzungen in Schlesien und Böhmen sowie die Ballei Österreich, immerhin stand der Orden aber fortan unter dem Schutz der Habsburger. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wandten sich die Brüder vermehrt dem Sanitätswesen zu, Anlass war die Schlacht von Solferino (1859). Der Orden richtete mehrfach Feldlazarette ein, vor allem im Erstenweltkrieg – danach gingen weitere Güter und der Ritterstatus verloren.