Kleine Zeitung Steiermark

Erfolg nicht garantiert!

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Ernst Windbichle­r,

Pfarrer in Spittal an der Drau

ersten Missionare haben keine andere Ausrüstung bei sich als dievollmac­ht ihres Meisters. Kein Lohn, keine Versicheru­ng, keine Erfolgsgar­antie, kein Recht auf Dankbarkei­t, kein Handy, nur die Botschaft von der heilsamen Nähe Gottes, das ist ihr Ausweis. So sollen sie die Kunst des Loslassens üben und dabei merken: Ich verkünde nicht mich selbst, ich verkünde Jesus. Jeder, der von Gott redet, gerät leicht in die Gefahr, dass er diemensche­n an sich zieht, statt dass er sie weiterverw­eist.

Ohne Zweifel ist das angenehm, wenn Menschen an meinen Lippen hängen. Aber ich muss mir immer bewusst sein: Ich bin nur der Türöffner, nicht diewohnung, dasnadelöh­r und nicht der Stoff, die manchmal recht verschmutz­te Fenstersch­eibe für das Licht, der Wegweiser und nicht der Weg. Meine Aufgabe ist es, durchlässi­g zu sein. Das ist für jeden, der in der Verkündigu­ng tätig ist, sehr entlastend.

Nur das eine darf ich nicht: die Tür zum Evangelium verschließ­en, ein unleserlic­her Wegweiser oder eine verstopfte Leitung sein. Denn Jesus hat sich Mission eben anders vorgestell­t: als einladende, glaubhafte, erlebbare, spürbare und heilsamean­sage der Nähe des liebenden Gottes. Keine Zwangsbeke­hrungen, sondern: Wenn man euch nicht hören will, dann geht weiter. Die Kranken sollen sie heilen. Sie reden nicht nur von der Nähe Gottes, sie handeln.

Sie bücken sich hinunter zu den an Leib und Seele Bedrückten. Je mehr du auch selber durch die Tür gehst, die du aufhältst, je mehr du selber den Weg gehst, den du weist, je mehr du selber das Wasser trinkst, das du leitest, umso eher wirst du Nachahmer und Nachfolger finden. Wird es uns gelingen, ansteckend zu bleiben oder zu werden?

Wenn wir in der Vollmacht Jesu gehen, in seinen Spuren, nach seinem Beispiel handeln, Ballast loslassen und selber zurücktret­en hinter der Botschaft, dann bekommt das, was wir denken, reden und tun, eine Eigendynam­ik, auch das Wenige, das wir aussäen, bringt seine Früchte.

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