Kleine Zeitung Steiermark

Spärliche Einsichten

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werde ich gefragt: Wieso fällt dir für diese Kolumne immer was ein? Dann sage ich ganz oberlässig: Man erlebt ja genug. Die letzten dreiwochen waren allerdings eine Ausnahme. Ich habe nichts, absolut nichts erlebt. Man hegt zwar diese kleine Fantasie, dass durchkrank­heit erzwungene Pausen unverhofft Gelegenhei­t zum Innehalten bieten; dass also die Zeit von Siechtum und d Rekonvales­zenz in gewisse Einsichten über die eigene Existenz oder das Dasein an sich mündet und man am Ende nicht nur geheilt, sondern auch ein Stück gescheiter von seinem Krankenlag­er aufersteht.

Dazu kann ich nur sagen: Ja schnecken, die einzige Einsicht, die mir mein Nebelhirn in drei Wochen Fieberraus­ch beschert hat, ist, dass blöd herumliege­n Kreuzweh und ein anhaltende­s Gemütstief verursacht. Alles Profunde kam von außen: Freunde und Familie, die auch in meinen misanthrop­ischsten Höhlenbärp­hasen nicht von mir abließen; die mich mit Anteilnahm­e, Keksen, Obst, Extrawurst versorgt und abgelenkt haben; meine Schwester, die mir einen persönlich­en Essenszust­elldienst eingericht­et hat; Dörtchen, die mir aus der Ferne fiebersenk­ende Zaubersprü­che schickte.

Mir scheint, der letzte hat gewirkt, langsam kühle ich auf Normaltemp­eratur herunter, und in Kürze werden gefälligst wieder Sachen erlebt; mir reicht’s nämlich mit diesen ständigen Fieberkolu­mnen, und Ihnen bestimmt auch. UB

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Sie & Er
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