Von Wasserwellen und Körperwogen
Sensationeller „Leviathan“erhielt zum Auftakt des Tanztheaterfestivals stürmische Standing Ovations.
Seit
eh und je beflügelt das Tanztheaterfestival der Bühnenwerkstatt Graz die Sinne. Zum 27. Auftakt angelte die auf exquisite, zeitgenössische Performances spezialisierte Intendantin Ursula Gigler-gausterer mit „Leviathan“, inspiriert von Moby Dick, heuer einen besonderen Leckerbissen.
Wieder am früheren Spielort im Palaismeran, taucht das Publikum beim Gegenüber von Mensch und Monster in wasserleichte Rhythmen, die es in sich haben. Denn bei der hochkarätigen, musikalisch stimmig untermalten Ausdruckskunst bleiben kein Muskel, keine Biegung, kein Drehmoment und Sprung ausgespart. Mit ästhetischem Anmut lässt Sarah Jane Taylor als einzige Tänzerin im britischen Sextett ihre Rippen Wellenreiten wie Melvilles Wal. Traumhafte Blitzmomente, die in fließend weichen Bewegungen mit zur Flosse ausgestreckten Armen die Weite desmeeres ausloten.
Bis der Mensch ins Idyll sticht. Dominant, kriegerisch, kaum des aufrechten Gangs fähig, schon schussbereit. Mittels der afro-brasilianischen Kampfkunst Capoeira beginnen mörderische Tanzwogen anverschränkungen, Wirbeln, KK Würfen. Narrative Formationen zeichnenausguckpyramide, Netz, berstenden Schiffsbug, Lauerhaltung oder Angriff. Angeführt vom Choreographen und hoch artifiziellen Tänzer Jameswilton als Captain Ahab, der mit PrimatenHabitus vielerlei assoziieren lässt im darwinistischen Geschehen: von Gottes Spiel bis zum Kampf der Geschlechter. Sensationell!
„Leviathan“: Cie. James Wilton. Heute, 21 Uhr, Theater im Palais, KUGGRAZ. Karten: Tel. 06503210 341. www.buehnenwerkstatt.at