Vomversuch, über den Dingen zu stehen
Eine Frage des Respekts: Jean-claude Juncker und entbehrliche Zurufe aus der Alpenrepublik.
versuchte es JeanClaude Juncker mit dem ihm eigenen Humor. „Ich wundere mich, wie viele medizinisch geschulte Experten für Ischias es in Österreich gibt“, sagte der Eu-kommissonspräsident gestern, als er um einen Kommentar zu den Alkohol-vorwürfen und Rücktrittsaufforderungen des Fpö-generalsekretärs Harald Vilimsky und den darauffolgenden Tiraden in Österreich gefragtwurde (siehe „Thema des Tages“). Dann griff er zum Zitat (er schrieb es dem Aphoristiker Georg Christoph Lichtenberg zu, es stammt aber von Christian Morgenstern): „Auf euren Kleinkram lach ich, Philosoph aus heitrer Höh.“Schließlich, nach weiteren Fragen, wurde es ihm zu bunt und er ersuchte wegen des „Randthemas“um „etwas Respekt“. Ein Wunsch, der nach den fortgesetzten FPÖ-ATtacken zu spät kam.
ist vermutlich schon zu lange im politischen Geschäft, als dass ihm Angriffe wie dieser tief unter die Haut gehen würden. Der 63-jährige Luxemburger ist eigent- lich Anwalt, hat aber den Beruf nie ausgeübt, sondern ging gleich in die Politik. Staatssekretär, Minister, Gouverneur bei der Weltbank und schließlich, von 1995 bis 2013, Premierminister von Luxemburg, das in dieser Zeit zweimal den EURatsvorsitz innehatte. 2014 wurde er Kommissionspräsident, nachdem man sich auf Martin Schulz als Parlamentspräsident geeinigt hatte. Juncker ist für viele einer der letzten Vertreter der „Elder Statesmen“. Er gehört jener Generation an, die nach dem Krieg auf Europa als Friedensprojekt gesetzt hat, und ist jemand mit Ecken und Kanten, aber auch mit Herz und Charme. Manchmal wirkt er fast schrullig, findet aber immer klare Worte – in mehreren Sprachen, die er fließend spricht.
gesundheitlichen Probleme, die ihm zu schaffen machen, rühren von einem schweren Autounfall her, nach dem er wochenlang im Koma lag. Er hat bereits angekündigt, dass er 2019 nicht mehr kandidieren wird. Juncker wird Platz machen für Jüngere, deren Begriff von Europa ein ganz anderer ist. Ob ein besserer, ist fraglich.