Hoffnung für die „Blutstuten“
In Lateinamerika werden Stuten zu Tausenden für ein einträgliches Geschäft mit der Pharmaindustrie gequält. Zwei europäische Konzerne wollen aussteigen.
Es geht um Pregnant Mare Serum Gonadotropin (PMSG). Dieses Hormon kommt in Europa häufig in der Massentierhaltung zum Einsatz. Damit kann etwa die Brünstigkeit von Sauen gesteuert, ihre „Produktivität“gesteigert werden. PMSG kann bis dato nicht künstlich hergestellt werden und wird daher ausdem Blut trächtiger Stuten gewonnen. Vor allem in Argentinien und Uruguay hat man sich auf dieses Millionengeschäft spezialisiert.
Auf sogenannten Blutfarmen wird dort trächtigen Stuten über einen Zeitraum von elf Wochen regelmäßig in für die Tiere gefährlichenmengen Blut abgezapft. Nach dem oftmals brutalen Aderlass werden die Pferde wieder sich selbst überlassen – bis zur nächsten Abnahme. Nach Ende des Zyklus werden die ungeborenen Fohlen von den Farmarbeitern abgetrieben. Häufig kommen hier Eisenstangen zum Einsatz. Nar- kosemittel oder gar tierärztliche Hilfe gibt es offenbar nicht.
Diese Praktiken wurden erstmals im Jahr 2015 angeprangert. Damals stieß ein Rechercheteam vom Tierschutzbund Zürich zufällig auf die Blutfarmen und dokumentierte das Leid der Stuten. Die Firma Syntex, der TSB ZÜRICH größte Pmsg-händler in Südamerika, und europäische Pharmakonzerne, die das Hormon von dort bezogen, kündigten Untersuchungen an.
Geändert habe sich in Argentinien und Uruguay seither wenig, berichtet York Ditfurth vom Tierschutzbund. Zweimal waren Teams der Tierschützer heuer schon in Lateinamerika, um die Lage zu beobachten. Die Blutfarmer hätten in Zäune, Überwachungssysteme und Wachpersonal investiert, um die Aktivisten fernzuhalten, den Stuten gehe es unverändert schlecht, so Ditfurth.
Allerdings gibt es Veränderungen in Europa. Die Schweizer Firma MSD Tiergesundheit bezieht eigenen Angaben zufolge kein südamerikanisches PMSG mehr, nun will der deutsche Pharmakonzern Idtnachziehen. Am Dienstag kündigte man in einer Aussendung an, PMSG nur noch aus europäischer Pferdehaltung zu beziehen. Dies führt man bei IDT auf „Fortschritte bei der Entwicklung eines (...) effektiverenherstellprozesses“zurück. Woher genau man das Pferdblut nun beziehen werde, beantwortete die Firma nicht.
Die Firmen Ceva (Frankreich) und Hipra (Spanien) wollen offenbar weiter an PMSG aus Übersee festhalten.