Gratiskurse: Schramböck will Ältere ins Internet locken
Dass entlegene Regionen im globalen Konzert unter die Räder kommen, stimme nicht, so Wirtschaftsministerin Schramböck. Und verweist auf die Steiermark und Kärnten.
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MARGARETE SCHRAMBÖCK: Für mich ist die Frage der Digitalisierung eine wesentliche, die alle Ressorts betrifft. Die digitalen Fähigkeiten entscheiden über den Wohlstand und die soziale Teilhabe. Wir dürfen niemanden zurücklassen.
sind Digitalministerin – ein Titel ohne Mittel? Klingt überzeugend, aber was wollen Sie konkret machen?
Wir planen im Herbst einen Pakt für digitalekompetenzen. Eine Zielgruppe sind die über 60-Jährigen. Von den Älteren nutzen nur 55 Prozent das Internet, in Dänemark sind es 75 Prozent. Es geht um die soziale Teilhabe.
Was wollen Sie den Mitbürgern anbieten?
Es soll Einstiegskurse geben, die man gratis in ganz Österreich nutzen kann. Das soll über Institutionen angeboten werden, etwa das Wifi. Ziel ist es, dass es in jedem Bezirkgratiskurse gibt, damit man nicht immer auf seine Kinder angewiesen ist. Die Enkelkinder sind oft hilfreich, haben aber nicht immer die Zeit. Das ist mir wichtig, weil die Amtswege immer digitaler werden.
Was ist da geplant?
älteren
Wir wollen zu Jahresende eine Österreich-app anbieten, um Behördenwege stärker als heute digital abzuwickeln. So können junge Eltern in Zukunft vomspitalbett aus ihr Kind anmelden, die Behörde schickt dann Geburtsurkunde, Staatsbürgerschaftsnachweis, den Meldezettel zu. Auch der Zugang zu Informationen soll vereinfacht werden. Ich tippe auf Gesundheitsvorsorge und bekomme alle relevanten Informationen dazu.
Bis zum E-voting wie in Estland?
Ich habe mir das in Estland angeschaut. Es ist wichtig, dass wir neben der analogen auch eine digitale Identität bekommen, allerdings ohne Zwang. Vielleicht wird man auch einmal online wählen können. Ich bin nicht negativ eingestellt, aber auf meinen zehn wichtigsten Behördengängen ist das immoment nicht drauf.
Wie steht es um die Datensicherheit?
Das hat oberste Priorität. Es ist ein Irrtum, dass die analoge Welt automatisch sicherer ist als die digitale. In Estland sieht jeder zu jedem Zeitpunkt, ob auf seine Daten zugegriffen wird. Er bekommt eine Meldung in Echtzeit. Bei den analogen Daten weiß ich es nicht.
Eu-kommissionschef Juncker trifft am Mittwoch Trump wegen des drohenden Handelskriegs. Was erhoffen Sie sich?
Beim Us-präsidenten weiß man nie, inwelche Richtung es sich entwickelt. Einmal so, am nächsten Tag wieder „fake news“. Ich kann nur sagen, wo- für die Eusteht: Wir setzen auf multilaterale Handelsabkommen. Entscheidend ist, dass wir in der Innovation und der Entwicklung Vorreiter sind und Schwerpunkte setzen, etwa in der Industriepolitik.
Sind das
Nein, gerade Kärnten und die Steiermark liefern den Gegenbeweis. Niemand hat geglaubt, dass die Halbleiterindustrie nach Europa zurückkehrt. Wo hat sie sich angesiedelt? Nicht in den USA, China, auch nicht in Wien, sondern mitten am Land in Kärnten (Infineon). Wir schaffen es auch, dass wir die abgewanderten Industrien zurückholen. In der Steiermark errichtet dievoest ein digitales Stahlwerk in den Bergen (Kapfenberg). Mit der Digitalisierung können wir auch bei der Abwanderung oder der Entvölkerung des ländlichen Raums gegensteuern.
Worte? Schwarze Landeshauptleute klagen über eine Politik des „Drüberfahrens“und fordern Gespräche auf Augenhöhe ein.
Das wird oft überspitzt denmedien dargestellt. von In meinem Bereich arbeite ich sehr eng und gut mit den Ländern zusammen. Wir haben als Regierung etwas versprochen, und das setzen wir jetzt auch um. Das Tempo ist sicher eine Veränderung im Vergleich zu früher. Bei Themen, die auch die Länder betreffen, braucht es den Dialog mit den Landeshauptleuten, und den führe ich. Interview: M. Jungwirth