„In Graz fehlen die Parkanlagen“
Johannes Gepp, Präsident des Naturschutzbundes, kritisiert das Verhältnis zwischen Graz und seinen Bäumen.
Herr
Gepp, Kraftwerksbau und Unwetter haben die Bäume der Stadt in den Fokus gerückt. Aber ist Graz nicht trotzdem eine grüne Stadt?
JOHANNES GEPP Lassen Sie es mich einmal so sagen: Wir haben heuer noch Glück, weil das Wetter unbeständig ist und es oft regnet. Aber eswerden Jahre kommen, wo wir in Graz jeden einzelnen
Baum bräuchten. Er ist ein ökologischer Bestandteil, den wir brauchen. Was Graz aber in letzter Zeit gemacht hat – die Rodungen entlang der Murauen, die Fällungen nach demunwetter – das habe ich in dieser Größenordnung noch in keiner
Stadt in Europa gesehen.
Gut, aber was passiert ist, ist passiert: Was kann die Stadt jetzt noch tun?
Jene Zonen, wo Bäume stehen, die drohen umzukippen oder Äste verlieren, gehören abgesperrt. Hinweisschilder wie es sie in Wien etwa gibt, sollen die Leute darauf aufmerksam machen, dass sie vorsichtig sein müssen. Aber wir dürfen keine Bäume mehr fällen. Ihr Gesamtwert ist gar nicht hoch genug einzuschätzen.
Aber was ist, wenn etwas passiert?
Ja, vielleicht passiert es mir selber und ein Baum kippt einmal auf mich. Ich sage trotzdem, dass jeder Baum mehr Segen als Risiko ist. Er rettet viel mehr Menschen das Leben, als er sie gefährdet. Ja, und ich kämpfe jeden Tag dagegen an. Aber wir haben derzeit eine Hundertschaft an Leuten, die nur für das Umschneiden von Bäumen zuständig zu sein scheint.
Aber man versucht nachzuforsten.
Da und dort werden Bäumchen gesetzt. Das ist aber nicht dasselbe. In Graz fehlt es an ganzen Parkanlagen, da muss die Stadt etwas tun. Stattdessen wird jetzt sogar deraugarten verkleinert, während ganze Alleen absterben.
Interview: Robert Preis