Flaggschiffs
Die styriarte zieht 2018 hochzufrieden Bilanz. Sie schaut aber nicht so zufrieden in die Zukunft. Eine Betrachtung in acht Punkten.
5.
Die styriarte wagte. Und gewann nicht alle für ihre politische Deutung von Beethovens Befreiungsoper. Die meisten Zuschauer waren von der Idee angetan, mit dem Schicksal Florestans im Kerker auf das heutige Los von Asylwerbern zu verweisen. Einige empfanden die Einspielungen der Videointerviews mit Flüchtlingen als Zumutung oder als Missbrauch der Musik, anderenwaren sie zu aufgesetzt oder zeigefingerisch. „Wir hatten so heftige Diskussionen wie noch nie“, gesteht Huber, der einige der positiven wie negativen Publikumsreaktionen auf die styriarte-homepage stellte und in einem Sammelbrief auch beantwortete (siehe styriarte.com/fidelioreaktionen). Über Geschmack lässt sich streiten, über Kunst, Kultur, Musik auch. Gut so!
6.
Mit Thomas Höft und Karl Böhmer hat die styriarte zwei so ewig treue wie kompetente Dramaturgen. Ihre vor Ideen strotzenden Konzepte sind tragende Säulen des Festivals. Dass Höft, seit 24 Jahren
dabei, als Schauspieler aber längst nicht die Qualität erreicht wie als Kreativkopf, spürt das Publikum und sollten das Festival und er selbst nach so langer Zeit auch spüren.
7.
Mit der List-halle hat die styriarte ein perfektes, heuer besonders oft genutztes Festivalzentrum. Damit aber auch einige Probleme am Hals. Für einige kleiner besetzte Ensembles ist sie trotz phänomenaler Akustik atmosphärisch einfach zu groß. Die Parkplatzmisere wurde diesmal durch die rege Bautätigkeit in der Umgebung noch verschärft. Der undiskrete Charme der Vorstadt lädt einfach nicht zum Verweilen. Und, damit einhergehend: Vomfestival ist in der Stadt leider fast gar nichts mehr zu spüren.
8.
Der heuer angelegte „Glücksgarten“vor der List-halle könnte je nach Baufortschritten in der Nachbarschaft auch noch 2019 als Platz zur entspannten Einstimmung auf die styriarte-ereignisse dienen. Bei der Gartengestaltung gäbe es allerdings noch sozusagen Gras nach oben. Blitzumfrage unter den Musikredakteuren hier im Haus. M. G.: „Teletubbies-land“. M. T.: „Reizvoll wie eine Minigolfanlage“.