Kleine Zeitung Steiermark

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der auf einer besseren Schule. Das ist vorbei. Heute haben Leute zwei bis drei Jobs und sie wissen, dass sich ihre Situation nie verbessern wird. Wenn ich mich selbst ausbeuten muss, nur um stillzuste­hen, lehne ich ein System zu Recht ab. Die Ursachen dafür sind aber nur komplizier­t zu erklären: die Effekte von selbstlern­ender Technologi­e, die hochkomple­xenverstri­ckungen globaler Märkte. Es ist einfacher zu sagen: „Schau, die da, die haben eine andere Hautfarbe und Sprache, die glauben an einen anderen Gott, nehmen euch die Jobs weg und vögeln eure Frauen.“

Dieser Wunsch ausgenutzt.

Die Politiker, die erfolgreic­h sind, geben sich alle als Systemgegn­er. Alle linken Kampfbegri­ffe werden von der Rechten übernommen. In so einem Klima kann etwas Fragiles wie die Aufklärung für ein, zwei oder

werden die 98. Salzburger Festspiele 2018 am Freitag (27. Juli) um 11 Uhr mit der traditione­llen Festverans­taltung in der Felsenreit­schule. Der deutsche Schriftste­ller und Historiker Philipp Blom hält die Festrede über das Thema Aufklärung. ORF 2 und 3sat übertragen den Festakt live.

große Musiktheat­erNeuinsze­nierung ist am selben Abend Mozarts „Zauberflöt­e“. Regie führt Lydia Steier, Constantin­os Carydis dirigiert. Nebst bekannten Sangesküns­tlern wie Albina Shagimurat­ova, Christiane Karg, Matthias Goerne, Mauro Peter zählt auch Schauspiel­star Klaus Maria Brandauer zum Ensemble, und zwar in einer Sprechroll­e als Erzähler. Eintrittsk­arten (30

fünf Generation­en verschwind­en. In China wird ein Social Credit System erprobt, das Personen analysiert und ein Dossier mit Plus/minus-punkten erstellt. Diese Ratings entscheide­n, ob Sie einen Kredit bekommen, eine Reise machen können, regulieren den Zugang zu guten Schulen et cetera. Das ist ein sehr effektives System. Natürlich, aber die meisten Menschen wollen keine Freiheit. Siewollen so leben, wie sie möchten. Ein voller Kühlschran­k, etwas im Fernsehen, Internetzu­gang. Meinungsfr­eiheit ist ein Luxus, und viele Menschen kommen nur damit in Berührung, wenn sie, aus welchen Gründen auch immer, nicht konform gehen können. Wenn man zum Beispiel schwul ist, dann wird die Freiheit wichtig. Man kann hochfunkti­onale, kapitalist­isch erfolgreic­he Ge- bis 430 Euro) gibt es laut Festspiel-homepage nur noch für den 4. und 30. August. Die Premiere wird ab 19 Uhr live auf Ö 1 übertragen. Am4. August, ab 20.15 Uhr, strahlen ORF 2 und arte eine Tv-aufzeichnu­ng der Oper aus.

sellschaft­en bauen, in denen es die Ideale der Aufklärung nicht gibt. Und in denen die meisten Menschen ein ganz gutes Leben haben.

Das klingt alles sehr düster. Derzeit wird ja ernsthaft diskutiert, ob man Ertrinkend­e im Mittelmeer retten soll. Besteht noch Hoffnung?

Ja, anständig angezogene Menschen auf Kaffeehaus­terrassen und in Parlamente­n diskutiere­n darüber. Man muss sich überlegen: Will ich in einer reichen Festung leben, um meine Privilegie­n zu bewahren? Es gibt keinen einfachen Ausweg. Es hat letztlich mit Angst zu tun. Ängstliche Menschen nehmen die Welt anders wahr, denken mehr an Verteidigu­ng, Identität und Herkunft. Zuversicht­liche Menschen sind eher bereit, solidarisc­h zu leben und in Dialog zu treten. Das heißt, die einzige Lösung ist, Menschen wieder

folgt mit Richard Strauss’ „Salome“die nächste Opernpremi­ere. Der italienisc­he Starregiss­eur Romeocaste­llucci zeichnet für Inszenieru­ng, Bühne, Kostümeund Licht verantwort­lich, Franzwelse­r-möst dirgiert. Die Titelrolle singt die litauische Sopranisti­n Asmik Grigorian, ORF 2 sendet zeitverset­zt ab 21.55 Uhr (siehe auch S. 50/51). Alle Vorstellun­gen sind ausverkauf­t.

wird das erste Festspiel-wochenende am Sonntag am Theater – mit Kleists Trauerspie­l um Amazonenkö­nigin „Penthesile­a“, dargestell­t von Sandra Hüller. Regie: Johan Simons. Karten (11 bis 130 Euro) sind für alle Termine inkl. Premiere noch erhältlich.

Hoffnung und Zuversicht zu geben.

Aber wie?

Das ist sehr schwer. Ich glaube nicht, dass das innerhalb eines Systems, das auf wachsende Wirtschaft angewiesen ist, möglich ist. Daskonsumm­odell war in der Nachkriegs­zeit sinnvoll, heute ist es tot. Es gibt Leute, die alles haben, und Leute, die nie etwas haben werden. Wir müssen begreifen, dass es fundamenta­le Änderungen braucht. Manmussgew­ohnheiten bis ins tägliche Detail umstellen. Unser Reiseverha­lten, den Fleischkon­sum und so weiter. Historisch sind solche Veränderun­gen nur passiert, wenn wir vor rauchenden Trümmern gestanden sind. Es wäre großartig, wenn wir es schaffen könnten, bevor wir vor rauchenden Trümmern stehen. Weil man nie weiß, wer dann überhaupt noch steht.

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„Die Freiheit führt das Volk“heißt dieses berühmte Gemälde von Eugène Delacroix. Ist diese Behauptung überhaupt haltbar?
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