„Lieben und töten, ja, das geht zusammen“
Der niederländische Starregisseur Johan Simons inszeniert eine Version von Kleists „Penthesilea“, die auf nur zwei Personen reduziert ist.
Irgendwie als Steigerung Unvermeidliche?
Das „Unvermeidliche“ist ein gutes Wort, denn hier ist die Liebe ebenso unvermeidlich wie der Kampf miteinander. In einer leidenschaftlichen Liebesbeziehung geht es oft so. Es geschehen Dinge, die das Leben in den Abgrund stürzen.
Warum wählten Sie ausgerechnet Sandra Hüller und Jens Harzer als Ihre Protagonisten?
Weil das zwei Schauspieler sind, die hervorragend mit der Sprache von Kleist umgehen und sie auf sehr konkrete Art sprechen können. Bei ihnen höre ich die Musik der Sprache, und die ist unsagbar schön. Die beiden haben offensichtlich ein sehr gutes Gehör, und auch ich arbeite aus den Ohren heraus. Das hat wohl mit meinem Hintergrund, dem Tanz, zu tun.
Bevorzugen Sie eine „demokratische“Arbeitsweise?
Die beiden Schauspieler und ich haben versucht, einander mit jedem Satz zu überzeugen. Sandra Hüller ist hier genau die Richtige. Sie kann menschliche Abgründe glaubwürdig zeigen, ist dadurch aber nie selbst gefährdet. Und Jens Harzer hat viel Fantasie. Wenn man mit ihm probt und er hat die Vermutung, dass es da und dort „zu klassisch“ist, dann schaut er schnell unter den Tisch, um vielleicht etwas zu finden, was möglich ist. Man muss jedenfalls auf der Bühne so viele Gedanken zulassen wie nur möglich.
Haben Sie einen eigenenweg, Tragödie zu inszenieren?
Wenn das Publikum rausgeht und froh ist, wieder Tageslicht zu sehen, muss die Arbeit daran eher das Gegenteil sein. Ich sorge für gute Stimmung, denn sonst kommt unweigerlich die Schwere auf einen zu. Das hat mit Kleist zu tun.
Und? Werden die Leute so hinausgehen aus dem Salzburger Landestheater bei der Premiere am Sonntag?
Es gibt am Ende eine Überraschung. Eine gute. Aber mehr verrate ich Ihnen nicht.
Luigi Heinrich