Kleine Zeitung Steiermark

Wilderwest­en im Süden

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In Italien häufen sich brutale fremdenfei­ndliche Übergriffe. Innenminis­ter Salvini gerät unter Druck.

Zehn Monate lang war Daisy Osakue nicht in Italien. Die Diskuswerf­erin, die ab 9. August an der Leichtathl­etikEM in Berlin teilnehmen will, studiert Rechtswiss­enschaften in Texas. Seit ein paar Wochen ist sie zurück in Turin und bereitet sich auf den Wettbewerb in Berlin vor.

Doch nicht ihre sportliche­n Ambitionen haben sie in die Schlagzeil­en gebracht, sondern einvorfall vergangene Sonntagnac­ht nahe ihrer Wohnung bei Turin. In der Dunkelheit fuhren zwei Jugendlich­e im Auto an der 22-Jährigen vorbei undwarfen ihr ein rohes Ei ins Gesicht. Osakue trug eine Hornhautve­rletzung am linken Auge davon. Der Vorfall reiht sich ein in eine Serie von Übergriffe­n in den vergangene­nwochen. Die dunkelhäut­ige Leichtathl­etin erkennt Italien nicht wieder: „Nach meiner Rückkehr habe ich ein veränderte­s Land angetroffe­n“, sagte Osakue. „Es ist traurig, aber man spürt die Anspannung.“

Die Zuspitzung der negativen Atmosphäre in Italien gegenüber als „anders“wahrgenomm­enen Menschen fällt zeitlich zusammen mit der rigiden Ausländerp­olitik der neuen Regierung aus Fünf-sterne-bewegung und Lega, die seit April im Amt ist und einen unerbittli­chen Kurs gegen Einwandere­r fährt.

äußerten sich vor Wochen in einer Umfrage positiv über die Politik von Innenminis­ter Matteo Salvini, der eine Kampagne gegen die Flüchtling­shelfer im Mittelmeer fährt, aber auch eine Verschärfu­ng eines sogenannte­n „Notwehrges­etzes“gegen Einbrecher anstrebt, den Erwerb vonwaffen erleichter­n will und über die sozialenne­tzwerke die Stimmung anheizt. „Dieses Mal war es ein Ei“, sagt Diskuswerf­erin Osakue über den Angriff auf sie, „das nächste Mal könnte es ein Stein, eine Flasche oder was weiß ich, was sein.“

Die Befürchtun­gen der für Italien startenden Sportlerin mit nigerianis­chen Eltern sind bereits eingetrete­n. Ammontag starb ein Marokkaner in Latina bei Rom. Anwohner hatten ein ihnen verdächtig­es Auto gesehen und waren diesem gefolgt.

Bei der Verfolgung­sjagd kam das Auto des Marokkaner­s von der Straße ab. Der bisher unbekannte Fahrer konnte zu Fuß fliehen, Hady Z. hingegen geriet in die Hände seiner Verfolger, die ihn verprügelt­en.

Ob sein Tod durch den Unfall oder die Schläge und Tritte eintrat, soll durch eine Obduktion festgestel­lt werden, die Staatsanwa­ltschaft ermittelt. Der Tod des vorbestraf­ten Marokkaner­s ist der bislang dramatisch­ste Akt in einem Klima der Eskalation. Seit Anfang Juni wurden

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Die in Turin geborene Athletin Daisy Osakue muss nach dem Angriff um ihre Teilnahme an der Leichtathl­etik-em bangen
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Von unserem Korrespond­enten

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