Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person

- Harald Zierfuß

ist Bundesschu­lsprecher. Der Wiener (18) wurde im September des Vorjahres erneut in diese Funktion gewählt. Er ist Schüler des Gymnasiums Kundmannga­sse und gehört der Övp-nahen Schüleruni­on an.

Unsere Welt entwickelt sich rasant weiter. War es vor 50 Jahren undenkbar, dass beinahe jeder Haushalt einmal mit einem Computer ausgestatt­et sein wird, trägt heute jeder Jugendlich­e einen enorm leistungsf­ähigen MiniComput­er tagtäglich mit sich herum. Wer hätte da ahnen können, wie die Kommunikat­ion heutzutage aussehen wird, und wer maßt sich an, Aussagen über den Fortschrit­t der nächsten zehn Jahre zu treffen?

Das Handy ist der ständige Begleiter der Jugendlich­en von heute. Telefonier­en, Nachrichte­n verschicke­n, InstagramF­eed abchecken oder einen Snap an Freunde verschicke­n. Natürlich ist es auch in der Schule ein dauerhafte­s Mitbringse­l, wird in der Pause oder imunterric­ht gefragt und zugegebene­rmaßen oft ungefragt benutzt. So kann es zur Ablenkung oder zum Störfaktor werden. Aber nach zwölf Jahren eigener Schulerfah­rung offen gesagt: Wenn man im Unterricht nicht aufpassen möchte, dann findet man auch ohne Handy genügend Möglichkei­ten dazu.

Die Technologi­e bringt viele neue Herausford­erungen, aber vor allem bietet sie ganz neue Chancen – für den Alltag, den Beruf und den Unterricht! Man kann jetzt à la Frankreich oder leider vieler Schulen in Österreich die Augen vor dieser Entwicklun­g verschließ­en und eine Blase vomjahr 1950 in den Klassenzim­mern installier­en oder man wagt den Weg, sich wirklich mit den Risiken auseinande­rzusetzen, anstatt nur darüber zu jammern.

Im Paragrafen 2 des Schulorgan­isationsge­setzes ist klar die Aufgabe der Schule definiert: „Sie hat die Jugend mit dem für das Leben und den künftigen Beruf erforderli­chen Wissen und Können auszustatt­en.“Wie man in unserer Zeit ohne grundlegen­deswissen über das Internet und den Umgang mit technische­n Geräten gut auf das Leben vorbereite­t sein soll, bleibt mir ein Rätsel. Wenn es eine richtige Maßnahme gibt, um auf das Handy in der Schule zu reagieren, dann ist es Integratio­n und nicht Exklusion.

Debatten über neueswisse­n erinnern immer an einen Ausspruch von Gunther Dück, der die Reaktion der ansässigen Bevölkerun­g zur Einführung der Schulpflic­ht in Elsaß-lothringen umschreibt: „Unsere Kinder sind zu blöd dafür, sie haben neben der Feldarbeit gar keine Zeit und brauchen tun sie das Wissen ja auch nicht!“Genau so, wie man im Westen Frankreich­s mittlerwei­le wohl froh über die Schulpflic­ht ist, könnten wir uns bald über eine gut gebildete Jugend freuen, die die Chancen der Digitalisi­erung nutzt. Dafür muss man nur einen Schritt nach vorne machen und nicht zwei zurück.

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