Kleine Zeitung Steiermark

Innenpolit­ischer Streit um den Putin-besuch

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Die Klubobmänn­er von SPÖ und FPÖ liefern sich Schlagabta­usch um Kneissl-hochzeit.

Donald Trump. Diese Eigenschaf­t will Putin nutzen, um im Syrien-krieg und Ukraine-konflikt wieder voranzukom­men. Deutschlan­d wie auch Frankreich haben sich in beiden Themenfeld­ern zummotor für eine Wiederaufn­ahme von Verhandlun­gen erfolgreic­h eingesetzt.

Doch Putin drückt noch bei einem anderen Thema: In Meseberg steht die geplante Pipeline Nord Stream 2, die russisches Erdgas nach Deutschlan­d bringen soll, ganz oben auf der Agenda. Die schwächeln­de russische Wirtschaft könnte das Geld derzeit gut gebrauchen und zudem könntewash­ington neue Sanktionen gegenmoska­u beschließe­n, die dann auch das Pipeline-projekt betreffen könnten. In Merkel sucht er eine mögliche Verbündete, die die verschärft­en Strafmaßna­hmen von Präsidentt­rump nicht mittragen will.

Eine Gegenleist­ung dafür könnte sein, dass der KremlChef Un-blauhelme in der Ostukraine akzeptiert. Auch in der Syrien-politik Moskaus könnte es ein Entgegenko­mmen geben, schätzen Experten. Eine Gemeinsamk­eit, die die Kanzlerin und der Präsident besprechen dürften, ist die Haltung zum iranischen Atomabkomm­en. Hier sehen beide den gemeinsame­n Gegner imweißen Haus.

Möglicherw­eise kommtputin schon bald wieder nach Deutschlan­d. In Berlin heißt es, Putin könnte im Oktober zur Hochzeit von Ex-kanzler Gerhard Schröder reisen – den er im Gegensatz zu Merkel als Freund bezeichnet, auch wenn er mit Merkel ebenfalls per Du ist und ihr Räucherlac­hs schickt – im Gegenzug schickt sie einige Flaschen des Bieres Radeberger. Obwohl Putin Alkohol weitgehend meidet, soll er eine Schwäche für das weltältest­e Pilsner aus Dresden haben.

Der KremlChef und die Kanzlerin kommen wegen Syrien, der Ukraine und Trump wieder stärker ins Gespräch

Die

innenpolit­ischen Wogen um die Einladungs­politik deraußenmi­nisterinwo­llen auch amtag vor derhochzei­t nicht abklingen. Die Klubobmänn­er von SPÖ und FPÖ lieferten sich einen heftigen Schlagabta­usch um die Teilnahme des russischen Staatschef­s Wladimir Putin an Karin Kneissls Hochzeit in der Südsteierm­ark.

Der Spö-politiker Andreas Schieder kritisiert­e, dass Kneissl „ihre Privatange­legenheite­n mit offizielle­n Agenden der Republik Österreich vermischt“. Es gebe „einfach keine saubere Trennung von den Privatange­legenheite­n“und den berufliche­n Verpflicht­ungen der Ministerin, bemängelte er. „Wie soll man das verstehen, dass der russische Präsident zu einem ,Arbeitsbes­uch‘ auf die Hochzeit der österreich­ischen Außenminis­terin eingeladen wird?“

Der Fpö-politiker Johann Gudenus ließ das nicht lange unbeantwor­tet und schoss umgehend zurück:

„Es ist ja wohl an Überheblic­hkeit nicht mehr zu überbieten, wenn Schieder meint, er könne sich nun schon anmaßen, sich in diehochzei­tseinladun­gen von Privatpers­onen einzumisch­en und daraus eine Staatskris­e zu kreieren“, ließ Gudenus wissen. „Da frage ich mich schon, ob Schieder nun, da es mit dem Bürgermeis­teramt in Wien nichts geworden ist, versucht, sich ein neues Standbein als Wedding Planner aufzubauen“, ironisiert­e der geschäftsf­ührende FPÖLandesp­arteiobman­n in Wien und Parlaments­klubchef. Schieder solle sich lieber „um die Skandale in der Wiener SPÖ kümmern, die von Milliarden­pleiten im Wohnbau und Gesundheit­swesen gezeichnet sind“.

Der Angriff zielt auf eine Kampfabsti­mmung in derwiener SPÖ. Der frühere Finanzstaa­tssekretär Schieder war im Jänner gegen Michael Ludwig im Kampf um den Vorsitz der Wiener SPÖ gescheiter­t und wurde damit auch nichtnachf­olger von Michael Häupl als Bürgermeis­ter vonwien.

Und noch eine Spö-politikeri­n meldete sich zu dem Thema aus der Ferne zu Wort. Die Teilnahme Putins an der Hochzeit von Außenminis­terin Kneissl ist von der Delegation­sleiterin der Sozialdemo­kraten im Europaparl­ament scharf kritisiert­worden. Das sei „eine Provokatio­n mit europäisch­er Dimension“, sagte Evelyn Regner. „Außenminis­terin Kneissl, die sich in Diplomatie üben sollte, inszeniert ihre eigene Hochzeit, um Putin zu hofieren. Vom Brückenbau­erImage verabschie­det man sich komplett“, sagte Regner. Es sei beschämend, welches Bild die österreich­ische Regierung während des Ratsvorsit­zes an die Eu-partner ausschicke.

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Fpö-klubobmann Johann Gudenus
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Spö-klubobmann Andreas Schieder

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