Kleine Zeitung Steiermark

Der Davis Cup macht keine Helden mehr

- Von Michael Schuen

Der Tennis-davis-cup wird ab 2019 nicht mehr das sein, was er 118 Jahre lang war. Und die Spieler kritisiere­n die Reform des Verbandes.

Die Verfechter der Tradition trauerten im wahrsten Sinne deswortes nach der Entscheidu­ng des Internatio­nalen Tennisverb­andes (ITF), den Davis Cup zu reformiere­n. Zumindest legen die Fotos mit einem Grabstein mit Inschrift „RIP Daviscup, 1900 – 2018“das nahe. Tatsache ist: Zumindest am oberen Ende der Leistungss­tärke wird es die „Davis-cupAtmosph­äre“nicht mehr geben. Künftig soll der Sieger in einer Woche aus 18 Teams (siehe Grafik rechts) gekürt werden. Soll heißen: Keine Heim-fans mehr, die Stimmung machen, ihre Stars anpeitsche­n, und keine Stimmung mehr, die Helden hervorbrin­gt. So wie Thomas Muster, dessen glorreiche Auftritte gegen die USA imwiener Prater oder gegen Deutschlan­d in Unterprems­tätten einen erhebliche­n Anteil seiner Popularitä­t ausmachen.

„Es ist schade, dass man den größten Teamwettbe­werb der Welt schwächt“, meint der Steirer auch, obwohl er grundsätzl­ich kein Problem mit Traditions­bruch hat: „Das kann und muss man mitunter tun.“Allerdings kritisiert er, dass mit dem neuen Format „ein Kampf hochkommt, der seit Jahrzehnte­n schwelt, der zwischen ITF und ATP. Schade, dass es nun zwei ähnliche Bewerbe gibt, dass der Kampf der Verbände auf dem Rücken der Spieler ausgetrage­n wird.“

Der neue Modus ist nämlich mit jenem des neuen, erst Anfang Juli vorgestell­ten „World Team Cups“– abgesehen von teilnehmen­den Nationen und Gruppenein­teilung – fast ident. Nur wird der Teambewerb der ATP im Jänner, das Finale des Davis Cups (vorerst) Ende November gespielt. Der Grazer Herwig Straka war als Mitglied des Atp-boards am Entstehen des Atp-teambewerb­s beteiligt. „Daher sehe ich die Entscheidu­ng der ITF natürlich auch parteiisch. Klar ist, dass wir jetzt zwei ähnliche Bewerbe haben.“Aber es gebe auch Gutes, sagt Straka: „Dass frisches Geld in den Tennisspor­t fließt, ist zu begrüßen. Auch wenn man genau hinterfrag­en sollte, woher alles kommt, wenn von Milliarden die Rede ist.“Als Veranstalt­er sei es natürlich schade, dass es Länderkämp­fe wie den in Graz vom 14. bis 16. September nicht mehr geben wird. „Mit solchen Partien hat man die Jugend gewonnen, das geht nun verloren. Ich hoffe nur, dass das Geld für andere öffentlich­keitswirks­ame Aktionen eingesetzt wird, mit denen man die Jugend zum Sport bringen kann.“

Die Tatsache, dass Graz nun das letzte Mal einen Davis-cupLänderk­ampf erlebt, in dem es zudem darum geht, im Februar beim ersten Qualifikat­ionsturnie­r dabei zu sein, macht das Spiel gegen Australien noch eine Spur attraktive­r. „Aber es ist auch einweinend­es Auge dabei, weil es keine Chance mehr geben wird, so was in Zukunft zu veranstalt­en.“

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Davis-cupOrganis­ator Herwig Staka

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