Der Davis Cup macht keine Helden mehr
Der Tennis-davis-cup wird ab 2019 nicht mehr das sein, was er 118 Jahre lang war. Und die Spieler kritisieren die Reform des Verbandes.
Die Verfechter der Tradition trauerten im wahrsten Sinne deswortes nach der Entscheidung des Internationalen Tennisverbandes (ITF), den Davis Cup zu reformieren. Zumindest legen die Fotos mit einem Grabstein mit Inschrift „RIP Daviscup, 1900 – 2018“das nahe. Tatsache ist: Zumindest am oberen Ende der Leistungsstärke wird es die „Davis-cupAtmosphäre“nicht mehr geben. Künftig soll der Sieger in einer Woche aus 18 Teams (siehe Grafik rechts) gekürt werden. Soll heißen: Keine Heim-fans mehr, die Stimmung machen, ihre Stars anpeitschen, und keine Stimmung mehr, die Helden hervorbringt. So wie Thomas Muster, dessen glorreiche Auftritte gegen die USA imwiener Prater oder gegen Deutschland in Unterpremstätten einen erheblichen Anteil seiner Popularität ausmachen.
„Es ist schade, dass man den größten Teamwettbewerb der Welt schwächt“, meint der Steirer auch, obwohl er grundsätzlich kein Problem mit Traditionsbruch hat: „Das kann und muss man mitunter tun.“Allerdings kritisiert er, dass mit dem neuen Format „ein Kampf hochkommt, der seit Jahrzehnten schwelt, der zwischen ITF und ATP. Schade, dass es nun zwei ähnliche Bewerbe gibt, dass der Kampf der Verbände auf dem Rücken der Spieler ausgetragen wird.“
Der neue Modus ist nämlich mit jenem des neuen, erst Anfang Juli vorgestellten „World Team Cups“– abgesehen von teilnehmenden Nationen und Gruppeneinteilung – fast ident. Nur wird der Teambewerb der ATP im Jänner, das Finale des Davis Cups (vorerst) Ende November gespielt. Der Grazer Herwig Straka war als Mitglied des Atp-boards am Entstehen des Atp-teambewerbs beteiligt. „Daher sehe ich die Entscheidung der ITF natürlich auch parteiisch. Klar ist, dass wir jetzt zwei ähnliche Bewerbe haben.“Aber es gebe auch Gutes, sagt Straka: „Dass frisches Geld in den Tennissport fließt, ist zu begrüßen. Auch wenn man genau hinterfragen sollte, woher alles kommt, wenn von Milliarden die Rede ist.“Als Veranstalter sei es natürlich schade, dass es Länderkämpfe wie den in Graz vom 14. bis 16. September nicht mehr geben wird. „Mit solchen Partien hat man die Jugend gewonnen, das geht nun verloren. Ich hoffe nur, dass das Geld für andere öffentlichkeitswirksame Aktionen eingesetzt wird, mit denen man die Jugend zum Sport bringen kann.“
Die Tatsache, dass Graz nun das letzte Mal einen Davis-cupLänderkampf erlebt, in dem es zudem darum geht, im Februar beim ersten Qualifikationsturnier dabei zu sein, macht das Spiel gegen Australien noch eine Spur attraktiver. „Aber es ist auch einweinendes Auge dabei, weil es keine Chance mehr geben wird, so was in Zukunft zu veranstalten.“