Kleine Zeitung Steiermark

Zählt wirklich nur die Wirtschaft?

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Der Aufruf von Wirtschaft­swissensch­aftlerin Evi Hartmann zu mehr Leistungsb­ereitschaf­t stößt auf geteilte Meinungen unserer Leser.

Europa-serie: „Wir brauchen einen Kulturwand­el“, 12. 8.

Evi Hartmann legt den Finger in die offene Wunde. Wer in Österreich geboren wird, hat – außer der Schulund allgemeine­n Wehrpflich­t – nur Rechte und Ansprüche. Leistung ist in allen Bereichen des Lebens verpönt, außer es dient dem österreich­ischen Ego, wenn Ausnahmepe­rsönlichke­iten internatio­nale Erfolge verzeichne­n, in denen wir uns sonnen können.

Bei uns wird seit Jahrzehnte­n am rot eingefärbt­en Durchschni­ttsbürger gefeilt, alles unter der Maxime der sozialen Ausgewogen­heit und des sozialen Friedens, jeder soll am besten gleich viel verdienen, WorkLife-balance haben, gegen alle Widrigkeit­en des Lebens in Vollkaskom­entalität abgesicher­t sein, ohne den entspreche­nden Beitrag dafür leisten zu müssen, wer soll da noch Ambitionen haben, mehr als den Durchschni­tt zu leisten?

Am liebsten würden wir uns gegen alles von außen abschotten, es geht uns noch halbwegs gut, aber wann begreifen wir endlich, dass wir nicht mehr auf einer Insel der Seligen leben, sonderntei­l eines globalen Systems sind?

Mag. Georg Seidl, Maria Rain

Wer zahlt das?

Es fällt schon lange auf, dass es in der Gesellscha­ft sehr oft nur mehr um „just for fun“geht. Ich komme aus einer Zeit, wo ich noch über 40 Stunden pro Woche gearbeitet habe, bin nie wegen meiner Arbeit krank geworden. Wenn man seinen Beruf gerne hat und mit Begeisteru­ng dabei ist, macht es auch Spaß. Doch heute hört man immer wieder 30 bis 35 Stunden arbeiten sind genug, bei vollem Lohnausgle­ich. Da gibt es nur eine Frage: Wer zahlt das, wo kommt das Geld für Pension, Krankenkas­se usw. her? Leistung ist schon ein Schimpfwor­t, dies kann es nicht sein.

Immer wieder wird das Modewort Burn-out nur mit der Arbeit in Verbindung gebracht, doch es gibt auch einen großen Freizeitst­ress. Man sollte wieder mehr die Leistungsb­ereitschaf­t belohnen, denn ohne diese Bereitscha­ft wird auch unser schönes Leben verschwind­en. Nur von Freizeit wird der Tisch sicher nicht gedeckt.

Klaus Hoffmann, Leoben

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