Kleine Zeitung Steiermark

Von den urbanengei­stern im Alpenbad

- Von Elke Fertschey

Olaf Krohne aus Hamburg kehrte in den Ferienort seiner Kindheit zurück, um 2009 das Regina zum Boutiqueho­tel zu machen, indem er das schöne Alte freilegte und mit neuer Patina versah. So gibt es in den Zimmern venezianis­che Betten, neue Design-elemente ergänzen den Shabby-chic-stil. „Die ersten Jahre waren hart“, erinnert sich Krohne, der in Hamburg die erste Lounge Bar eröffnet hatte und von seinen deut- schen Kontakten zehrt. Sein Konzept, „alte Kästen mit jungen Leuten zu füllen“, ging auf.

Zu den Erneuerern gehören auch Evelyn und Ike Ikrath – Hotelierin und Wiener Architekt – die aus „Haus Hirt“und Hotel „Miramonte“keine „normalen Hotels“, sondern „Hideaways“, gemacht haben. Rückzugsor­te für „Menschen, die neugierig geblieben sind“, wie es Zukunftsfo­rscher Matthias Horx formuliert.

Ein Zufluchtso­rt der anderen Art ist das ober dem Ort liegende Waldhaus Rudolfshöh­e, ein verspielt-gemütliche­s, stilvolles Gasthaus mit vier Betten und sensatione­ller Kulinarik. Die vom „Bad-gastein-virus“befallenen Berliner Stefan Turowski, Tv-journalist, und Jan Breus, Fashion Stylist, haben es gepachtet und neu adaptiert. „Wir kamen nicht hierher, um ein zweites Berlin oder ein anonymes Ding zu machen, wir mögen es persönlich“, sagt Stefan. „Unique“ist auch die Küche von Jan, der ein begnadeter „Soul Kitchen“- Künstler ist.

Das „alte Gastein“wieder aufleben lassenwoll­te der Tiroler Christof Erharter, seit 16 Jahren Eigentümer des historisch­en Hotels Villa Excelsior, das er der Kirche abgekauft hat. „Damals war alles sehr verstaubt“, erinnert er sich. Doch dank „sommer.frische.kunst“und positiver Pressewurd­e „die Geistersta­dt als spannend ver- kauft“. Im Kurbereich des Hotels gibt es noch eine „Gasteiner Wanne“, in diewasser aus einer der 18 radonhalti­gen Heilquelle­n gefüllt wird. Viele Gäste blieben einige Wochen, obwohl sie noch im Arbeitsleb­en seien, erzählt Erharter. „Sie flüchten aus der Realität ins Zeitlose.“

Anna aus Schweden und Marc O’hagen aus Neuseeland, die Betty’s Bar vis-à-vis der revitalisi­erten Villa Solitude betreiben, lieben das „little bit different“des Ortes. „Bad Gastein ist ein Ort mit Fragezeich­en, ein Ort, der nicht fertig inszeniert ist“, sagt Fremdenfüh­rerin Elisabeth Kröll. „Er ist nicht nur für Schöne undreiche, sondern auch für Alte und Kranke, ein Ort mit Frakturen und Gebrochenh­eit.“Der gerade deshalb Berliner Partyorgan­isatoren und Szenekünst­ler fasziniert. Nicht nur ihnen empfiehlt Kurdirekto­rin Doris Höhenwarte­r: „Lassen Sie sich von der Muse Bad Gastein inspiriere­n.“

Morbid, mondän, im Aufbruch: Bad Gastein setzt Kunst als Hebel ein, um die Sommerfris­che zum Gästemagne­t zu machen.

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70 Meter über demwasserf­all gleitet man am Seil entlang zum Kraftwerk, der „Keimzelle“der Künstler STEINBAUER/VONREHN(2)/ KK (3)/FERTSCHEY (2), FOTOLIA (4)

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