Kleine Zeitung Steiermark

Eine Stadt auf der Erfolgswel­le

- Von Andrea Bergmann

Ja, es stimmt. Ich war auf dem Jakobsweg unterwegs. Am Camino del Norte, nahe dem Atlantik. Es waren allerdings nur ein paar Hundert Meter: in der Altstadt von Bilbao. Dort, wo sich in den engen Gassen die kleinen Korb-, Hut- und Sportgesch­äfte sowie Bars aneinander­reihen, sind Pflasterst­eine und Schilder mit der Jakobsmusc­hel als Wegmarkier­ungen zu sehen. Hin und wieder stapfen echte Pilger mit erdverkrus­teten Wanderschu­hen und Rucksack in Richtung Santiago de Compostela durch.

Die Pilger sind eine MiniGruppe in Bilbao, der 350.000 Einwohner zählenden Hauptstadt der baskischen Region Bizkaia. Eine Million Besucher im Jahr machen jene aus, die hier vor allem Kultur und Kulinarik genießen. Sie „pilgern“ etwa zu Daniel Garcia – wegen des Stockfisch­risottos mit Trüffel –, dem Haubenkoch mit dem stylischen Restaurant Atea. Regional und patriotisc­h wie die Einwohner ist die Küche der Region: Schweinsba­ckerln oder Blutwurst werden mit verfeinert­en Rezepten wieder angeboten. Wer sich in den Bars bereits am Vormittag durchs Pintxos-angebot gekostet hat, der hat gleich ein Stück Baskenland erfahren: Fisch oder Schinken, Gemüse, Pilze, Käse, die sich mit Spießchen fixiert auf den kleinen Broten stapeln, sind gleich wie der fruchtige Txakoli-wein zumeist Produkte aus der Umgebung.

Schwer vorstellba­r, dass Bilbao noch nicht lange so attraktiv ist, sondern eine graue Industries­tadt war, die mit dem Ende der Für den Besuch

Manch Jakobsweg-pilger kennt Bilbao. Doch die Hauptstadt der baskischen Region Bizkaia hat vor allem wegen des Guggenheim-museums Glanz erhalten und sich neu erfunden. Samt selbstbewu­sster Kulinarik.

Stahlindus­trie und nach dem verheerend­en Hochwasser 1983 schwerst krisengebe­utelt war.

Nahezu unvorstell­bar, dass es den Regionalpo­litikern in Zeiten von 25 Prozent Arbeitslos­igkeit gelungen ist, auf Kultur zu setzen. 100 Millionen zahlten die baskische Regierung und Firmen für das 1997 eröffnete Guggenheim-museum von Architekt Frank O. Gehry, 20 Millionen zusätzlich allein für den Namen. Guggenheim am Ufer des Flusses Nervión, wo früher Frachtcont­ainer im alten Hafen standen, ist heute der Touristenm­agnet schlechthi­n, der Bilbao auf die Erfolgswel­le brachte. Größe zeigen, das gilt auch für Spinne „Maman“von Louise Bourgeois und „Puppy“, Jeff Koons’ riesigen, mit Blumen bepflanzte­n Hund vor dem Museum. Schwer abschätzba­r, ob

 ??  ?? Einheimisc­he stärken sich bereits am Vormittag mit den reich belegten Pintxos. Fortsetzun­g folgtamabe­nd in den Bars
Einheimisc­he stärken sich bereits am Vormittag mit den reich belegten Pintxos. Fortsetzun­g folgtamabe­nd in den Bars
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