News für alle
habe ich mir immer gedacht: Menschen, die immer nur vom Früher schwärmen, sind urfad und uralt, die sollen doch, bitteschön, lieber im Heute leben und ans Morgen denken. Mein alter Herr zum Beispiel ist so ein FrüherExemplar. Gerne erzählt er mir von legendären Dorfbewohnern und weitschichtig Verwandten, die müsse ich doch auch gekannt haben, an die müsse ich mich doch auch noch erinnern können; mah, bist du vergesslich, sagt er dann ungeduldig, mein alter Herr, wenn ich mich nicht erinnere, und wenn ich ihm dann sanft erkläre, dass sich das mit dem Zurückerinnern leider nicht ganz ausgeht, weil ich zum Zeitpunkt des Geschehens ca. minus 20 Jahre alt war, dann schaut er mich immer ganz verdattert an und erzählt mir beim nächsten Mal wieder lustige Geschichten, die sich früher zugetragen haben, vor 70 Jahren zum Beispiel.
Das mit dem Erzählen ist überhaupt eine komplizierte Sache. Unlängst erst wollte ich dem Junior eine brandaktuelle Neuigkeit mitteilen. „Die liebe Frau XY ist gestorben“, sprach ich traurig ins Mobiltelefon. „Weiß ich längst!“, sprach Junior zurück. Darüber gräme ich mich oft: Man kann niemandem mehr voll Pionierstolz etwas Neues erzählen, weil jeder Gimpel in Sekundenbruchteilen alle News der Welt zugezwitschert bekommt. Früher, als das Mobiltelefon noch minus 20 Jahre alt war, war das ganz anders. BM