Kleine Zeitung Steiermark

Kreuzweise ist ein Naheverhäl­tnislegal

Der Anlassfall undwas sonst noch strittigwa­r: Die Parlaments­direktion bereinigt Irrwege meist imvorfeld.

- Claudia Gigler

ist der Anlassfall? Gab es andere strittige Fälle der Beschäftig­ung von parlamenta­rischen Mitarbeite­rn? Wie hoch ist die Dunkelziff­er?

Im konkreten Fall war es aufs Erste nicht das aktuelle Beschäftig­ungsverhäl­tnis, sondern die Vorgeschic­hte, die die Öffentlich­keit erregte:

Dominik Schrott, Tiroler Jvp-obmann und Kurz-vertrauter, hat auf demweg über Vorzugssti­mmen ein Mandat im Nationalra­t ergattert. Und zwar auch mit unlauteren Mitteln: Seine Agentur veranstalt­ete ein getürktes Gewinnspie­l. Seine Verteidigu­ngslinie: Schuld ist die Agentur. Von dieser habe er sich getrennt, ebenso vom Agenturche­f in dessen neuer Funktion als seinem parlamenta­rischen Mitarbeite­r. Beide reden sich aus auf eine Ex-mitarbeite­rin der Agentur, Nichte des Chefs. Kurz ist mit „der schnellenr­eaktion“zufrieden.

Die unschönen Begleitums­tände: Schrott war selbst bei der Agentur beschäftig­t. Nach der Wahl nahm er deren Chef in seinen Sold. Welches „Geschäft“ihn dazu veranlasst­e, was der Agenturche­f für ihn leistete, ob Schrott als Angestellt­er deragentur nicht auch von den Malversati­onenwusste, bleibt im Dunkeln.

Nicht nur die Tiroler Grünen, sondern jedenfalls auch der Tiroler Wirtschaft­skammerprä­sident Jürgen Bodenseer fordern Konsequenz­en: Die Causa sei „ohne Zweifel eine Belastung für die ÖVP“, denn Schrott habe sich das Mandat offenbar „durchunreg­elmäßigkei­ten und Spitzfindi­gkeiten“erkämpft.

Seinen parlamenta­rischen Mitarbeite­r erwischte es, weil die ganze Affäre aufflog. In einem anderen Fall waren es die Beschäftig­ungsverhäl­tnisse selbst, durch die die Mandatare in Misskredit kamen: Marcus Franz und Georg Vetter, vom Team Stronach zur ÖVP übergelauf­en, hatten kreuzweise Verwandte bzw. nahestehen­de Personen beschäftig­t, Vetter beschäftig­te die Ordination­shilfe von Franz, Franz im Gegenzug Vetters Sohn. Eine drittets-mandatarin im Bunde beschäftig­teweitere, den beiden nahestehen­de Personen. Wieder eine fragwürdig­e Optik, dennoch legal: Nur direkte Verwandtsc­haft bzw. ein direktes nahestehen­des Verhältnis wäre illegal.

Die anderen Klubs stellten ähnlicheko­nstrukte damals in Abrede. Die Grünen beschäftig­ten ihre Mitarbeite­r gemeinsam in einem Pool. NeosMandat­are erhöhen die Gehälter aus ihrem Spesentopf.

Parlaments­direktor Harald Dossi glaubt nicht an Missbrauch in großem Stil, weil diese Mitarbeite­r oft die einzige Unterstütz­ung der Parlamenta­rier sind. „Die wären schön blöd, wenn sie es da auf Scheinverh­ältnisse anlegen würden.“Gegen eine öffentlich­e Liste mit den Namen der Mitarbeite­r hätte er nichts, „aber ich brauche sie auch nicht“.

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