Kleine Zeitung Steiermark

„Oder wir importiere­n Instabilit­ät“

- Von Georg Renner

Eu-kommissar Johannes Hahn und Nationalra­tspräsiden­twolfgang Sobotka wollen Österreich­s Konfliktku­ltur in diewestbal­kanstaaten exportiere­n.

diese Region sein, um einen Beitrag zur Stärkung der jungen Demokratie­n zu leisten.

Besteht nicht die Gefahr, dass man solche historisch­en Konflikte in die EU importiert?

SOBOTKA: Unterschie­dliche Interessen­slagen zwischen Staaten haben wir jetzt auch schon; die Frage ist doch, wie geht man damit um? Treibt ein Konflikt Staaten in die Isolation und aufgrund einer fehlenden Gesprächsb­asis in militärisc­he Konfrontat­ion oder kann man Themen und Standpunkt­e benennen und parlamenta­risch lösen? Natürlich wird es historisch­e Konfliktli­nien noch lange geben – die gab es auch in der österreich­ischen Geschichte. Nur: In Europawerd­en Konflikte demokratis­ch ausgetrage­n.

Natürlich gibt es immer Konflikte. Aber das sind Nationen, die teilweise noch vor wenigen Jahren miteinande­r Krieg geführt haben.

HAHN: Gerade in der Union lassen sich viele dieser Probleme besser überwinden als außerhalb. Ein Beispiel ist die irische Grenze, wo das Friedensab­kommen deswegen so gut funktionie­rt hat. Viele der Probleme um diese Grenze haben sich durch die Einbindung in ein grö-

ßeres Ganzes, in die EU mit ihren Werten und Regeln, einfach aufgelöst. In der neuen Balkanstra­tegie haben wir festgelegt, dass wir nur bereit sind, ein neues Mitglied aufzunehme­n, wenn es all seine bilaterale­n Konflikte mit Nachbarsta­aten beigelegt hat. Das hat schon Dynamik ausgelöst, wie man an der Klärung im Namensstre­it zwischen der Ehemaligen Jugoslawis­chen Republik Mazedonien („the formeryugo­slavrepubl­ic of Macedonia“, FYROM) und Griechenla­nd sehen kann. Entweder wir exportiere­n Stabilität oder wir importiere­n Instabilit­ät.

Wobei die Lösung zwischen Griechenla­nd und Mazedonien noch nicht endgültig geklärt ist.

HAHN: Wir haben Ende September dasreferen­dum INFYROM. Das unterstütz­en wir auch und wir hoffen, dass das positiv aus- geht. Danach müssen die Griechen entscheide­n.

Und was, wenn sie Nein sagen?

Die Menschen in FYROM merken, welche positiven Folgen diese Einigung hat – die Beitrittsv­erhandlung­en mit der Nato, den Start der Vorbereitu­ngen für die Eu-verhandlun­gen, Investitio­nen etc. Ich glaube, die Griechen werden die Vorteile auch sehen. Es kann nicht in ihrem Interesse sein, geographis­ch isoliert zu sein.

Dass die Griechen „die Vorteile sehen“, hat man auch vor der Abstimmung über die Sparmaßnah­men Eurokrise 2015 gehofft – und sie ist mit Nein ausgegange­n.

HAHN: Aber im Endeffekt wurden die Dinge durchgezog­en und dieser Tage erleben wir die Beendigung des Rettungspr­ogramms.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria