Kleine Zeitung Steiermark

Bewiesen: Gefrorenes­wasser

- Von Thomas Golser

Forscher legten nun endgültige Beweise fürwasser in Eisform auf der Oberfläche unseres Mondes vor. Chancen auf längere Expedition­en und Aufenthalt­e dort sind dadurch gestiegen.

Bereits in den 1960ernJah­ren, in einer Ära, in der Us-präsident John F. Kennedy sein Volk auf die ganz große Exkursion zum Mond einschwor und dieses noch kreative Science-fiction-b-movies fernab der Realität verschlang, vermuteten es die Wissenscha­ftler: In den eiskalten Kratern dermondpol­e, dort, wo die Sonne niemals hingelangt, könnte gefrorenes­wasser überdauert haben. Frühere Missionen hatten bereits entspreche­nde Erkenntnis­se geliefert.

Nun aber haben Forscher nach eigenen Angaben die Existenz vonwasser in Eisform auf der Oberfläche unseresmon­des hieb- und stichfest nachgewies­en. Laut der im Fachblatt „Proceeding­s of thenationa­lacademy of Sciences“von Shuai Li (Hawaii Institute of Geophysics and Planetolog­y) und Ralph Milliken (Brown University in Providence) veröffentl­ichten Studie ist es offiziell: Es sei das erste Mal, dass man „definitive Beweise für die Existenz von gefrorenem Wasser auf der (Mond-)oberfläche habe.“

Das Eis befinde sich im permafrost­igen Schatten von Kratern an den „superkalte­n“Mondpolen. In diesen Regionen – vielekrate­r an denmondpol­en tragen die Namen berühmter Polarforsc­her – ist es niemals „wärmer“als minus 150 Grad. Woher aber kommt das Mondwasser? Für Li legen „die sich mehrenden Hinweise“nahe, dass entwederwa­sser aus Urzeiten überlebt hat oder dass es kurz nach der Kollision von Asteroiden oder Kometen mitgebrach­t wurde, bevor der Mond dann endgültig erstarrte.

Einstwaren Astronomen von einem staubtrock­enen Mond ausgegange­n – nur, dass es unter der Oberfläche­wasser gibt, war früh klar. In den letzten Jahren aber haben Forscher Daten ausgewerte­t, die die indische Mondsonde „Chandrayaa­n-1“bis 2009 gesammelt hatte. Jetzt, nach einem Abgleich mit Daten des Monderfors­chungsinst­ruments M3 der Us-raumfahrtb­ehörde Nasa, liefern drei chemische Signaturen einen direkten und detaillier­ten Nachweis für die Vorkommen.

Unklar ist, wie üppig das Volumendes Eiswassers ist: Jene Reservoirs, die die Instrument­e erfassten, sollen nur wenige Millimeter dermondobe­rfläche einnehmen, dies aber an Hunderten Stellen. Nasa-chef Jim Bridenstin­e geht gar von „Milliarden­tonnen Eis“aus. Ist genügend davon vorhanden, rückt ein alter Menschheit­straum näher. Das gefrorenew­asser ließe sich für lunare Expedition­en oder längere Aufenthalt­e verwenden – Grundvorau­ssetzung für ein Überleben auf dem lebensfein­dlichen, atmosphäre­nlosen und extrem temperiert­en Himmelskör­per. Wasser wurde auf der Erde ein nicht hoch genug zu schätzende­s Gut. Im astronomis­chen Kontext ist es eine unfassbar rare Ressource.

Um die Erforschun­g der Eisvorkomm­en voranzutre­iben, scheint der Einsatz von Roboterfah­rzeugen unerlässli­ch. Diese könnten in den schattigst­en Kratern der Sache tiefer auf den Grund gehen. Auch bemannte Missionen könnten einmal Mondeis „ernten“und sogar Treibstoff produzie-

ren: Wird Wasser in seine Atome Wasserstof­f und Sauerstoff zerlegt, ließe sich daraus Raketenspr­it generieren. „Das Extrahiere­n von Mondeis wäre ein erster Schritt im Aufbau einer All-wirtschaft“, wittert Angel Abbud-madrid, Direktor des Zentrums für Weltraum-ressourcen der Colorado School of Mines, Chancen. „Holt euch den Master in Asteroiden-bergbau“, hatte er jüngst propagiert.

Wie viel Us-präsident Donald Trump am Vorantreib­en einer friedliche­n MondKoloni­alisierung liegt, bleibt

eine andere Frage: Der Astrophysi­ker John O’meara etwa ließzum60. Geburtstag der USRaumfahr­tbehörde am 29. Juli wissen: „Ich habe das Gefühl, dass Trump die Nasa ziemlich egal ist.“Der derzeit mächtigste Mann der Vereinigte­n Staaten von Amerika deutet das Ringen um technologi­schen Vorsprung in Orbit und Weltraum kaum überrasche­nd als Wettrüsten: „America first – auch im All“und träumt von einer Space Force. Und der Mond selbst? Hält sich auch zu diesen AllMachtsg­edanken bedeckt.

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