Schutzengel im Noppelbad
Anita Ziegler holte ein Kind nach einem Badeunfall in Graz ins Leben zurück. Die Reinigungskraft ist seit Jahren der gute Geist des Familienbades.
habe einen Schrei gehört und bin sofort aus dem Büro hinausgesprintet“, erzählt Anita Ziegler, die im Sommer im sogenannten Grazer „Noppelbad“nach dem Rechten sieht. Ein Kleinkind, das reglos am Boden liegt, ein aufgelöstervater, eine Frau, die neben dem Kind kniet, das nicht mehr atmet, daran kann sie sich erinnern. „Ich hab einfach funktioniert, stabile Seitenlage, Mund-zu-mund-beatmung, Herzmassage, dann ist der Kleine langsamzu sich gekommen“, weiß die 58-Jährige noch. Mit ihrem beherzten Eingreifen hat sie am Dienstag einem zweijährigen Buben das Leben gerettet, der in einem unbeobachteten Moment in tieferes Wasser geraten und untergegangen war.
Rund 30 Jahre tut Ziegler im „Noppelbad“schon Dienst, das Familien mit Kleinkindern offen steht – eigentlich als Reinigungskraft, in Wirklichkeit schupft sie den Badebetrieb. „Ich habe meine Augen über-
all, seit gestern schau ich noch genauer“, unterstreicht die Grazerin. Eine, die sich engagiert, ist Ziegler – deshalb hat sie imvorjahr aus eigenem Antrieb auch einen zweitägigen Erste-hilfe-kurs beim Roten Kreuz absolviert.
Nicht mitbekommen hat sie in dem Trubel, dass vor ihr noch ein Schutzengel amwerk war. Die sechsjährige Fatma hatte das Kleinkind imwasser treiben gesehen. Sie reagierte geistesgegenwärtig, sprang ins 80 Zentimeter tiefe Becken und zog den Buben an diewasseroberfläche.
„Das Wichtigste ist, dass es dem Kind gut geht“, unterstreicht Ziegler. Der Medienrummel ist ihr ein wenig peinlich, am Tag nach dem Zwischenfall ist sie wieder an ihremarbeitsplatz zu finden. Ob jemand den Mistkübel nicht trifft, ein Pflaster braucht oder zu wild im Becken tobt – Anita Ziegler ist zur Stelle.