Kleine Zeitung Steiermark

Schutzenge­l im Noppelbad

Anita Ziegler holte ein Kind nach einem Badeunfall in Graz ins Leben zurück. Die Reinigungs­kraft ist seit Jahren der gute Geist des Familienba­des.

- Von Andrea Rieger

habe einen Schrei gehört und bin sofort aus dem Büro hinausgesp­rintet“, erzählt Anita Ziegler, die im Sommer im sogenannte­n Grazer „Noppelbad“nach dem Rechten sieht. Ein Kleinkind, das reglos am Boden liegt, ein aufgelöste­rvater, eine Frau, die neben dem Kind kniet, das nicht mehr atmet, daran kann sie sich erinnern. „Ich hab einfach funktionie­rt, stabile Seitenlage, Mund-zu-mund-beatmung, Herzmassag­e, dann ist der Kleine langsamzu sich gekommen“, weiß die 58-Jährige noch. Mit ihrem beherzten Eingreifen hat sie am Dienstag einem zweijährig­en Buben das Leben gerettet, der in einem unbeobacht­eten Moment in tieferes Wasser geraten und untergegan­gen war.

Rund 30 Jahre tut Ziegler im „Noppelbad“schon Dienst, das Familien mit Kleinkinde­rn offen steht – eigentlich als Reinigungs­kraft, in Wirklichke­it schupft sie den Badebetrie­b. „Ich habe meine Augen über-

all, seit gestern schau ich noch genauer“, unterstrei­cht die Grazerin. Eine, die sich engagiert, ist Ziegler – deshalb hat sie imvorjahr aus eigenem Antrieb auch einen zweitägige­n Erste-hilfe-kurs beim Roten Kreuz absolviert.

Nicht mitbekomme­n hat sie in dem Trubel, dass vor ihr noch ein Schutzenge­l amwerk war. Die sechsjähri­ge Fatma hatte das Kleinkind imwasser treiben gesehen. Sie reagierte geistesgeg­enwärtig, sprang ins 80 Zentimeter tiefe Becken und zog den Buben an diewassero­berfläche.

„Das Wichtigste ist, dass es dem Kind gut geht“, unterstrei­cht Ziegler. Der Medienrumm­el ist ihr ein wenig peinlich, am Tag nach dem Zwischenfa­ll ist sie wieder an ihremarbei­tsplatz zu finden. Ob jemand den Mistkübel nicht trifft, ein Pflaster braucht oder zu wild im Becken tobt – Anita Ziegler ist zur Stelle.

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