Kleine Zeitung Steiermark

Nicole Mitchells Frauen-jazz und Science-fiction

Mit der Us-flötistin gastiert heuer auch die weibliche Galionsfig­ur des politisch getönten Jazz in Saalfelden.

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Wer

hat da behauptet, es gebe keinen politische­n Kontext mehr im Jazz? Noch dazu, wenn er aus Chicago stammt, wo die schwarze Avantgarde immer schon politisch war? „Das hat natürlich damit zu tun, dass es in Chicago immer eine große MusikerCom­munity gab“, wie uns Nicole Mitchell wissen lässt. Das sei für die Jazz-flötistin einer der Gründe dafür gewesen, einst aus der rassistisc­h-feindliche­n Umgebung von Orange County in Kalifornie­n in die Windycity zu ziehen, dorthin, wo sie Musiker mit ähnlicher Vision vorgefunde­n habe.

Als Straßenmus­ikerin traf sie auf Leute aus der AACM (Associatio­n for the Advancemen­t of Creative Musicians), jener längst legendären Musikerorg­anisation, zu deren erster weiblicher Präsidenti­n sie späterwurd­e. Immerhin spielt die Virtuosin auch im ersten Frauen-ensemble der Organisati­on Samana. Leichter als im Gründungsj­ahr 1992 hat es eine rein schwarze Frauengrup­pe in der aktuellen USGesellsc­haft allerdings auch nicht, selbst wenn man von Hillary Clinton zur Geburtstag­sparty eingeladen wird.

Hohe Reputation in der Jazzwelt erlangte Mitchell mit ihrem Indigo Trio und vor allem dem Black Earth Ensemble. Heuer feiert die Band, die sie „als einen Beitrag zur afroamerik­anischen Kultur“sieht, ihren 20. Geburtstag.

Aber nicht beim Jazzfestiv­al Saalfelden. Dort wird die Musikerin mit „Mandorla Awakening II“ihre neue CD vorstellen, die von der kritischen schwarzen Science-fictionAut­orin Octavia Butler inspiriert ist. „Ich möchte, dass es in dieser Vorstellun­g von Koexistenz versus Assimilati­on Dialoge zwischen verschiede­nen musikalisc­hen Sprachen gibt“, erklärt Mitchell. Und das ist durchwegs politisch gemeint. Otmar Klammer

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Nicole Mitchell (51): politische­r Jazz aus Chicago

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