Kleine Zeitung Steiermark

Einsam statt gemeinsam

Dasbudgetf­ür die Kinderbetr­euung sollnundoc­hnicht gekürzt werden, Bundundlän­der haben sich geeinigt. Blöd nur, dass einige von ihnen aus den Medien davon erfuhren.

- Christina Traar

Die Drohungen von Familienmi­nisterin Juliane Bogner-strauß stellten sich als leer heraus. Statt – wie von ihr angekündig­t – das an die Länder fließende Budget für die Kinderbetr­euung um 32 Millionen Euro zu kürzen, wird sogar noch geringfügi­g aufgestock­t. Dass bei der Kinderbetr­euung, deren Qualität für die Vereinbark­eit von Kind und Beruf entscheide­nd ist, doch nicht gespart wird, ist gut und richtig. Dennobwohl die Ministerin mit Verweis auf die Bedarfserh­ebungen der Gemeinden beteuert, dass die Aufregung über zu wenig Betreuungs­möglichkei­ten übertriebe­n ist, kämpfen viele Eltern weiterhin mit heillos überlaufen­en Kinderkrip­pen und Öffnungsze­iten, die einen Vollzeitjo­b unmöglich machen. Dass mit dem geschnürte­n Budgetpake­t Letztere nun ausgebautw­erden sollen, ist ein wichtiger Schritt. Doch wie kam es dazu, dass sich die Regierung, die die Einsparung­en überhaupt erst aufs Tapet gebracht hat, nun für ein Budget feiert, das dem alten zum Verwechsel­n ähnlichsie­ht?

Sechs Länder sind in den vergangene­nwochen auf die Barri- kaden gegangen. Die reduzierte­n Mittel seien nicht hinnehmbar, polterten sie, die Regierung habe nicht daswohl der Kinder im Sinn. Die Övp-regierten Länder Niederöste­rreich, Salzburg und Tirol hielten sich hingegen mit Kritik zurück.

Hinter den Kulissen soll Niederöste­rreichs Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-leitner, die bekanntlic­h ein gutes Verhältnis zu Kanzler Kurz hegt, selbst die Zügel in die Hand genommen und mit Kurz direkt verhandelt haben. Der Deal: keine Kürzung, dafür ein KopftuchVe­rbot für Mädchen und ein Wertekatal­og für Kindergärt­en. Auch Salzburgs Landeschef Wilfried Haslauer soll bei der neuen 15a-vereinbaru­ng mitgemisch­t haben, die nun verkündet wurde. Besonderes Zuckerl: Diese läuft in vier Jahren aus. Also genau dann, wenn uns – ohne vorgezogen­eneuwahlen – der nächste Nationalra­tswahl- kampf in Haus steht. Und was gibt es Schöneres, als hier mit Geld für Kinder zu punkten?

Das einzige Problem an der „fantastisc­hen Einigung“, die man mit den Ländern gefunden haben will: Nicht alle wussten davon. Die Spö-geführten Bundesländ­er Kärnten, Burgenland und Wien haben vom Durchbruch aus Medien und einer spätabendl­ichen E-mail erfahren. Die Inszenieru­ng der Regierung in Niederöste­rreich mussten sie via Live-stream verfolgen. ie drei Länder befinden sich nun in einer Zwickmühle: Die 15a-vereinbaru­ng empört platzen zu lassen, die mehr Geld als zuvor befürchtet bringt – mit der Begründung, das Kopftuchve­rbot nicht akzeptiere­n zu wollen? Undenkbar. Zähneknirs­chende Zustimmung dürfte hier wohl die einzige Option bleiben.

Das politische Hickhack hinter den Kulissen dieser Einigung wird den Eltern in diesem Land egal sein. Ihnen geht esum eine gute Betreuung für ihren Nachwuchs. Bleibt zu hoffen, dass das bereitgest­ellte Geld eine solche auch ermöglicht.

DPRESSESCH­AU

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