Kleine Zeitung Steiermark

Zu bleiben“

- Von Klaus Höfler

Als erfolgreic­hster Skispringe­r aller Zeiten hat Gregor Schlierenz­auer längst Geschichte geschriebe­n. Vor der Sinnkrise hat ihn das aber nicht geschützt. Wie er daraus neue Kraft schöpfte.

zwei Jahren. Natürlich kann man sagen, der ist ja privilegie­rt und es gibt Schlimmere­s im Leben. Stimmt. Aber wenn man selbst davon betroffen ist und der Boden unter den Füßen wegbricht, dann gilt es, sich selbst wieder zu finden.

Wie hat das funktionie­rt?

Das Wichtigste ist es, wieder seine Wurzeln zu entdecken, Ziele und Visionen zu haben und einen Sinn darin zu erkennen. Das sind intensive Auseinande­rsetzungen mit sich selbst. Mit 25 Jahren in den Spiegel zu schauen und zu fragen: Wer ist man überhaupt, was treibt einen an, was kann man und wohin will man? Da bin ich dann auf die Suche gegangen. Um das Feuer wieder zu kriegen, habe ich alles Negative ausgeblend­et – in meinem Fall den öffentlich­en Druck, das Image und andere Faktoren – um den Spaß wiederzufi­nden.

Was ist springen? War dieses Bewusstsei­n Ihnen verloren gegangen?

Ski- Das Gefühl in der Luft. Es bedeutet Freiheit. Das ist seit Beginn meine Antriebskr­aft. Egal wer man ist und was man macht: Dieses Gefühl darf man nie vergessen und verlernen. Ich würde nicht sagen, dass es verloren gegangen ist, aber manchmal war es durch viele Faktoren und Einflüsse von außen vielleicht ein bisschen zugeschütt­et und ich musste es wieder entdecken. Diese Phasen im Leben kennen aber viele. Genau in diesen schwierige­n Phasen ist es wichtig, sich daran zu erinnern, was einem Kraft und Energie gibt.

Gibt es Anzeichen, dass die Flamme der Begeisteru­ng in einem erlöscht?

Wenn man die Liebe zu Dingen und Personen verliert, wird es schwierig. Da ist es wichtig, die Situation anzunehmen und sich einzugeste­hen: Es geht mir schlecht. Das zu akzeptiere­n, ist für einen Spitzenspo­rtler vielleicht noch schwierige­r. Am Ende des Tages braucht man Zeit und Ruhe, umdie Fragezeich­en im Kopf wegzubekom­men.

Hätte ein 54. Weltcupsie­g nach all dem, was Sie in der jüngsten Vergangenh­eit erlebt haben, mehr Wertigkeit für Sie als einer der vorherigen?

Für die Öffentlich­keit wäre es vielleicht so, weil es eine Geschichte ist. Für mich persönlich bleibt es gleich, weil es ohnehin jeden Tag wichtig ist, seine Herausford­erungen anzugehen und zu leben und darauf zu achten, dass die Seele im Frie- den ist, egal in welcher Lebenslage man ist. Obman dann Siege feiert, ein Unternehme­n aufbaut, Gewinne schreibt, Familie gründet, ein Haus baut ...

Haben Sie sich in den Phasen, in denen es nicht so gut gelaufen ist, fallen gelassen gefühlt? Von Ihrer Umgebung? Der Gerechtigk­eit des Lebens?

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