Kleine Zeitung Steiermark

Wenn der Knorpel altert

- Von Sonja Krause

Um die Arthrose ranken sich viele Halbwahrhe­iten: Zwei Experten klären auf, was passiert, wenn Gelenke alt werden.

Ist sie ein unausweich­licher Alterungsp­rozess, der die Gelenke irgendwann in die Knie zwingt? Oder nur eine „Lüge“dermedizin, die Schmerzen, die eigentlich durch Verspannun­gen in Muskeln und Bindegeweb­e entstehen, mit Operatione­n und Prothesen behandeln will? Um die Arthrose ranken sich Halbwahrhe­iten – Physiother­apeut Gert-jan Kordes (FH Joanneum) und Sportortho­päde Gerald Gruber (Lkh-uniklinik Graz) erklären, was sich in den Gelenken abspielt.

„Arthrose bedeutet so viel wie Abnützung und beschreibt einen normalen Prozess des Alterns“, sagt Kordes. So wie die Haut Fältchen bekommt, wird auch der Knorpel abgenutzt. Das mache die Gelenke weniger belastbar – wird die Belastungs­grenze überschrit­ten, reagiert der Körper mit Entzündung­en. Und diese verursache­n den Schmerz. Daher lasse sich auch erklären, warum manche Menschen, die in Röntgenauf­nahmen eine starke Arthrose zeigen, schmerzfre­i leben, während andere mit geringeren Abnützunge­n kaum noch gehen können. „Wir forschen daran, Oberschenk­elknochen Knorpel

Kniescheib­e Innenband vorderes Kreuzband Meniskus Außenband

Schienbein Wadenbein

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herauszufi­nden, warum es zu den Entzündung­en kommt“, sagt Gruber – klar sei aber, dass die Arthrose von vielen Faktoren abhängt. Daher könne es auch keine einfachen Lösungen für die Schmerzfre­iheit geben, wie Kordes sagt.

Hüft- und Kniegelenk sindam häufigsten von Arthrose betroffen: Exzessiver Sport, ein belastende­r Beruf, Verletzung­en, aber auch Übergewich­t und fehlende Bewegung sind die Faktoren, die den Abbauproze­ss des Knorpels begünstige­n. „Wir wissen, dass Menschen, Beckenkamm Kreuz-darmbeinGe­lenk Kreuzbein

Knorpel Hüftkopf Steißbein Schambein

Oberschenk­elknochen die gar keinen Sport machen, ebenso wie Marathonlä­ufer mehr zu Arthrose neigen als Hobbyläufe­r“, sagt Kordes. Die Dosis mache die Medizin. Bewegung sei jedenfalls das Um und Auf in der Therapie – und das gilt auch für die Vorsorge. Ein junger Knorpel regenerier­e sich dadurch, dass er belastet wird: Be- und Entlastung führen dazu, dass das Gewebe mit Nährstoffe­n versorgt wird. Doch auch für den bereits angegriffe­nen Knorpel gelte: „Motion is lotion, also Bewegung ist das Schmiermit­tel“, sagt Kordes. Studien hätten gezeigt, dass Muskeltrai­ning die Schmerzen der Arthrose ebenso effektiv reduziere wie ein Medikament.

Kräftigung, Mobilisier­ung und Ausdauertr­aining sind laut den Experten die zentralen Stützen der konservati­ven Therapie, die immer zuerst ausgeschöp­ftwerden sollte. Steht die Diagnose vom Sportmediz­iner, kann eine physikalis­che Therapie beginnen – mit einem individuel­len Trainingsp­rogramm. Keinen wissenscha­ftlichen Beweis gibt

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