Wienerstar unter lauter Sternen
schreiben das Jahr 1943: Ns-propagandaminister Joseph Goebbels fordert den „totalen Krieg“, der Schweizer Chemiker Albert Hofmann verifiziert im Selbstversuch die halluzinogenewirkung von LSD und in New York erscheint die Erstausgabe von Antoine de Saint-exupérys Erzählung „Der kleine Prinz“. Indes rekelt sich die „schönste Frau derwelt“auf einermondsichel. Das schneewittchenweiße Gesicht mit den großen Augen, den vollen Lippen und den mittelgescheitelten Locken ist prädestiniert für die Großaufnahme. Viele Frauenwollten in den 1940ern so aussehen wie sie: Hedy Lamarr. Die Diva rührte diewerbetrommel für „The Heavenlybody“. Eine Liebeskomödie, inder sie wieder einmal auf jenerolle reduziert wurde, die Produzenten in ihr sahen – Ehegattin, hübscher Aufputz und Sexsymbol. Hedy Lamarr blieb zeitlebens unterschätzt. Dabei hatte die 1914 in Wien als Jüdin Hedwig Kiesler geborene viel mehr zu bieten als ihr Äußeres. Schon mit sechs Jahren zerlegte sie ihre automatische Spieldose, um derenmechanik zu verstehen. Ihr Aufstieg und ihr tiefer Fall klingen unglaubwürdiger als jedes Skript: Der erste Leinwandorgasmus in „Ekstase“schockierte diewelt, siewar sechs Mal verheiratet, hatte zig Affären und mit „Dr. Feelgood“denselben Aufputschmittellieferanten wie John F. Kennedy. Glaubt man der Legende, ist sie in Dienstmädchenuniform aus dem goldenen Käfig von Mann Nummer eins, Waffenproduzent Fritz Mandl, ausgebrochen und nach London geflohen, dannweiter nachhollywood. Dort erfand die zeitlebens Unterschätzte eine Cola-brausetablette für Soldaten und legte mit der Entdeckung des Frequenzsprungverfahrens 1942 mit George Antheil den Grundstein für spätere drahtlose Datenübertragung. Unter Nerds wird sie längst als Superheldin gefeiert. In der Kinodoku „Geniale Göttin“erzählt sie auf spät entdeckten Tonbandaufnahmen ihre Geschichte in ihrenworten. Vom kometenhaften Aufstieg bis zum Verlust ihrer Schönheit, von Armut, Einsamkeit und vom durch Schönheits-ops zerfressenen Gesicht.