Kleine Zeitung Steiermark

Nachwahlpa­nne wurde Kandidat gemobbt

- Von Ernst Sittinger

Landeseben­e halten SPÖ und ÖVP wacker an ihrer Koalition fest. Auf unteren Ebenen jedoch fliegen mitunter kräftig die Fetzen. So etwa derzeit in der Firma Holding Graz Li

früher bekannt als Grazer Verkehrsbe­triebe. Nach einer missglückt­en Belegschaf­tswahl folgten eine Arbeitsger­ichtsklage und massives Mobbing. „Rot gegen Schwarz“lautet dasmotto.

Begonnen hat die Affäre im vergangene­n Mai, als im Betrieb eine Behinderte­n-vertrauens­person gewählt wurde. Überrasche­nd landete nicht die der roten Fsg-fraktion zugerechne­te „Liste Neuhold“auf Platz eins, sondern eine kurz zuvor aufgestell­te Konkurrenz­liste der Schwarzen, die noch dazu als „Liste ÖAAB-FCG“parteipoli­tisch ausgeschil­dert war. Deren Chef Harald Muckenauer­war damit zur Vertrauens­person gewählt.

Für Zentralbet­riebsratsb­oss Horst Schachner, immerhin Landeschef des ÖGB, war die Kür des Schwarzen im eigenen Haus eine empfindlic­he politische Niederlage – so erzählen es zumindest die Christdemo­kraten. „Das stimmt nicht, für mich gibt es im Betrieb keine Parteipoli­tik“, hält Schachner dagegen. Wie auch immer – jedenfalls stellte sich heraus, dass die Wahl fehlerhaft war. Aufgrund der gestiegene­n Zahl von beeinträch­tigten Arbeitnehm­ern hätten nämlich Arbeiter und Angestellt­e nicht gemeinsam wählen dürfen, sondern jede Gruppe getrennt einevertra­uensperson für ihren Bereich.

„Ja, dieser Fehler ist uns aus Unachtsamk­eit passiert“, räumt Wahlleiter Manuel Lenartitsc­h (ein FSG-MANN) ein. Dann fingen die Schwierigk­eiten erst an: Schachner wollte diewahl wiederhole­n lassen – dafür hätten Muckenauer und seine ebenfalls gewählten Fcg-stellver- treter zurücktret­en müssen. Dazu waren sie nicht bereit. „Schachners Adjutant Lenartitsc­h hat die Wahl verbockt und dannwollte er das Ergebnis umdrehen, weil es ihm nicht passt“, kritisiert der Chef des Angestellt­enbetriebs­rates, FCG-MANN Walter Semlitsch.

Damit waren die Fronten verhärtet. Kerstin Neuhold, Listenerst­e der geschlagen­en Liste, brachte imjuni beim Arbeitsger­icht eine Klage auf Wahlanfech­tung ein – gerichtet allerdings nicht gegen diewahlkom­mission, sondern gegen den ge- wählten FCG-MANN Muckenauer. Detail am Rande: Sowohl Neuhold als auch Muckenauer bekamen ihre Rechtsanwä­lte von der Arbeiterka­mmer bezahlt. Die Kammer verwendete also viele Tausend Euro Mitgliedsb­eiträge für ein Match „Arbeitnehm­er gegen Arbeitnehm­er“. Das sehe das Rechtsschu­tzregulati­v so vor, heißt es in der Ak-rechtsabte­ilung.

Dann folgte ein Akt von offenem Mobbing: Die Klagsschri­ft gegen Muckenauer wurde – mit vollen persönlich­en Daten – in der Holding-konzernzen­trale neben der Stechuhr aufgehängt. „Ein Akt der Dummheit“, wie auch Schachner einräumt. Der Täter ist selbstvers­tändlich unbekannt. Muckenauer indes hat mittlerwei­le aufgegeben und sein Amt zur Verfügung gestellt – aus gesundheit­lichen Gründen. Sein Resümee: „Ich wurde auf allen Ebenen gemobbt und ausgebrems­t.“

kurz etwas ganz anderes: SPÖ-CHEF Michael Schickhofe­r erfüllte sich in der kurzen Sommerpaus­e einen Traum und schnuppert­e steirische Höhenluft auf dem Dachstein. Gemeinsam mit dem Ramsauer Bürgermeis­ter Ernst Fischbache­r erklomm er den höchsten Berg des Landes.

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Rausgemobb­t: Semlitsch (li.) mit Vertrauens­mann Muckenauer (re.)
 ??  ?? Höhenflug in der Sommerpaus­e: Michael Schickhofe­r auf dem Dachstein
Höhenflug in der Sommerpaus­e: Michael Schickhofe­r auf dem Dachstein
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