Nachwahlpanne wurde Kandidat gemobbt
Landesebene halten SPÖ und ÖVP wacker an ihrer Koalition fest. Auf unteren Ebenen jedoch fliegen mitunter kräftig die Fetzen. So etwa derzeit in der Firma Holding Graz Li
früher bekannt als Grazer Verkehrsbetriebe. Nach einer missglückten Belegschaftswahl folgten eine Arbeitsgerichtsklage und massives Mobbing. „Rot gegen Schwarz“lautet dasmotto.
Begonnen hat die Affäre im vergangenen Mai, als im Betrieb eine Behinderten-vertrauensperson gewählt wurde. Überraschend landete nicht die der roten Fsg-fraktion zugerechnete „Liste Neuhold“auf Platz eins, sondern eine kurz zuvor aufgestellte Konkurrenzliste der Schwarzen, die noch dazu als „Liste ÖAAB-FCG“parteipolitisch ausgeschildert war. Deren Chef Harald Muckenauerwar damit zur Vertrauensperson gewählt.
Für Zentralbetriebsratsboss Horst Schachner, immerhin Landeschef des ÖGB, war die Kür des Schwarzen im eigenen Haus eine empfindliche politische Niederlage – so erzählen es zumindest die Christdemokraten. „Das stimmt nicht, für mich gibt es im Betrieb keine Parteipolitik“, hält Schachner dagegen. Wie auch immer – jedenfalls stellte sich heraus, dass die Wahl fehlerhaft war. Aufgrund der gestiegenen Zahl von beeinträchtigten Arbeitnehmern hätten nämlich Arbeiter und Angestellte nicht gemeinsam wählen dürfen, sondern jede Gruppe getrennt einevertrauensperson für ihren Bereich.
„Ja, dieser Fehler ist uns aus Unachtsamkeit passiert“, räumt Wahlleiter Manuel Lenartitsch (ein FSG-MANN) ein. Dann fingen die Schwierigkeiten erst an: Schachner wollte diewahl wiederholen lassen – dafür hätten Muckenauer und seine ebenfalls gewählten Fcg-stellver- treter zurücktreten müssen. Dazu waren sie nicht bereit. „Schachners Adjutant Lenartitsch hat die Wahl verbockt und dannwollte er das Ergebnis umdrehen, weil es ihm nicht passt“, kritisiert der Chef des Angestelltenbetriebsrates, FCG-MANN Walter Semlitsch.
Damit waren die Fronten verhärtet. Kerstin Neuhold, Listenerste der geschlagenen Liste, brachte imjuni beim Arbeitsgericht eine Klage auf Wahlanfechtung ein – gerichtet allerdings nicht gegen diewahlkommission, sondern gegen den ge- wählten FCG-MANN Muckenauer. Detail am Rande: Sowohl Neuhold als auch Muckenauer bekamen ihre Rechtsanwälte von der Arbeiterkammer bezahlt. Die Kammer verwendete also viele Tausend Euro Mitgliedsbeiträge für ein Match „Arbeitnehmer gegen Arbeitnehmer“. Das sehe das Rechtsschutzregulativ so vor, heißt es in der Ak-rechtsabteilung.
Dann folgte ein Akt von offenem Mobbing: Die Klagsschrift gegen Muckenauer wurde – mit vollen persönlichen Daten – in der Holding-konzernzentrale neben der Stechuhr aufgehängt. „Ein Akt der Dummheit“, wie auch Schachner einräumt. Der Täter ist selbstverständlich unbekannt. Muckenauer indes hat mittlerweile aufgegeben und sein Amt zur Verfügung gestellt – aus gesundheitlichen Gründen. Sein Resümee: „Ich wurde auf allen Ebenen gemobbt und ausgebremst.“
kurz etwas ganz anderes: SPÖ-CHEF Michael Schickhofer erfüllte sich in der kurzen Sommerpause einen Traum und schnupperte steirische Höhenluft auf dem Dachstein. Gemeinsam mit dem Ramsauer Bürgermeister Ernst Fischbacher erklomm er den höchsten Berg des Landes.