Stadt der gedrosselten Autos:
Grazer Architekten und Studierende entwarfen die Utopie der postfossilen steirischen Großstadt mit Zügen auf Autotrassen und einem Leben fast ohne Boliden. Zu sehen im kunsthaus muerz.
Flora lebt in der Bandstadt, die sich von Graz bis ins slowenische Drautal erstreckt, im Abschnitt Feldkirchen. Die Murufer sind vonverhüttelung befreit, der Fluss mit grünem Vorland zieht sich als Freizeitoase mit Radwegen, Sportplätzen und Teichen gen Süden. Die Triester Straße, Rückgrat der Bandstadt, ist keine mehrspurige Asphaltwüste mehr, sondern ein Boulevard mit Tram, Alleen und breiten Gehsteigen. Der Autoverkehr ist auf Tempo 40 gebremst und hat nur eine Spur in jede Richtung. Der Südgürtel, einst für Autos gebaut, ist für die S-bahn adaptiert. Ein Auto braucht Flora kaum, sie fährt Rad, Bim, Bahn, selten mit dem E-auto aus dem Carsharing-regal.
Postfossile Grüße aus Groß-graz im Jahre 2050 schickt das Grazer Architektenpaar Johannes Fiedler und Jördis Tornquist mit der Ausstellung „Broadacre City 2.0“im kunsthaus muerz. Mit Studenten des Städtebaus und der Raumplanung aus Wien und Graz haben sie eine urbane Utopie gezeichnet: Fossile Energie ist Geschichte, öffentlicher Verkehr, das Rad und der Fußgänger haben im Stadtraum mehr Platz.
Ausgangspunkt für die Stadt des gedrosselten Individualver- kehrswar dievision des US-ARchitekten Frank Lloyd Wright von 1935: Infolge der anhebenden Motorisierung entwarf er ein Stadtmodell, das Bürgern große individuelle Flächen zugesteht. Es gibt kein Zentrum, keine Peripherie, sondern ein Wechselspiel aus Landwirtschaft, Industrie und Freizeiteinrichtungen, zusammengehalten vontelekommunikation, Flugverkehr und Infrastrukturkorridoren, in denen Autos und Züge fahren. Tankstellen und Konsumzentren sind Knotenpunkte sozialen Austauschs.
„Diese Stadtvision, die sich an dermobilität mit dem Auto orientiert hat, ist Realität geworden“, sagt Fiedler. In Europa oft in chaotischer Überformung vorindustrieller Bestände, Raumzerstörung inklusive: Das ist die räumliche Manifestation des fossilen Zeitalters! In der Vision des postfossilen GroßGraz 2050 sind alte Autobahntrassen nur Wirtschaftsverkehr und öffentlichen Bussen vorbehalten. Sie fahren automatisiert in Konvois, die Antriebsenergie kommt aus Oberleitungen. Den Individualverkehr hat man in den 2030er-jahren von der Autobahn verbannt. Das System heißt nun Auto-bahn, da es wie ein Schienenweg betrieben wird. Man konnte in den meisten Abschnitten eine Richtungsfahrbahn für Autos stillle-