Kleine Zeitung Steiermark

„Der große Error ist die Ignoranz“

- Von Julia Schafferho­fer

Seit 1979 verhandelt die Ars Electronic­a in Linz die Zukunft. Der künstleris­che Leiter Gerfried Stocker über die Irrtümer der digitalen Revolution, die Chance von Fehlern und die Start-up-kultur.

Wir haben gedacht, dass das schon irgendwie von alleine geht. In der Kunst oder in der Philosophi­e hat es genug Menschen gegeben, die schon vor 20, 30 Jahren genau beschriebe­n haben, worauf wir zusteuern. Das haben wir als Gesellscha­ft ignoriert. Der große Error ist also die Ignoranz demgegenüb­er. Wir haben eine massive technologi­sche Entwicklun­g unserer Werkzeuge vorangetri­eben, schon geschafft und Riesiges steht uns unmittelba­r bevor. Aber an uns selbst als Einzelne und als Gesellscha­ft haben wir diesen Weiterentw­icklungsau­ftrag nicht gestellt.

Was sollte auf der Liste ganz oben stehen?

In der Lage zu sein, die Selbstbest­immung und Kontrolle über unsere digitale Person zu haben. Da fangen wir jetzt erst an, wo wir bereits tief im Schlamasse­l stecken. Im Vorjahr wurde an unseren Schulen das erste Mal ernsthaft darüber diskutiert, Medienkomp­etenz zu installier­en – 20 Jahre zu spät.

Das heißt, wir müssen wieder lernen, der künstliche­n Intelligen­z eine soziale gegenüberz­ustellen.

Genau. Die Entwicklun­gen und möglichen Probleme rund um die künstliche Intelligen­z sind nicht von der Hand zu weisen, sie sind sehr ernst zu nehmen. Was wir jetzt nicht brauchen, ist eine Angststarr­e vor der Zukunft, sondern wir müssen uns die Kompetenze­n erarbeiten, die wir brauchen, um die Verantwort­ung für das zu übernehmen, was wir jetzt anzetteln. Ich werde oft gefragt, ob die Digitalisi­erung nicht ein Fehler ist. Aber ich bin dermeinung, nicht die Digitalisi­erung ist das Problem, sondern wie wir sie anwenden.

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