Entgegen
Frühstart bei der Ernte, prächtiges Farbenspiel in der Natur und viele kulinarische Entdeckungsreisen, kurz reifer Überfluss, wohinmansich wendet. In froher Erwartung eines fulminanten Altweibersommers.
Bauernregeln sind gefragt, wenn sie nach unserem Geschmack ausfallen. So heißt es „ September schön in den ersten Tagen, will den ganzen Herbst ansagen“. Wer es noch genauer haben möchte: „Gib auf Ägidius (1. September) wohl acht, er sagt dir, was dermonat macht.“
Der Herbst hat sich gestern kalendarisch in Position gebracht. Astronomisch wird ihm noch Zeit gelassen, da gibt wie eh und je die Tag-und-nachtGleiche, heuer am 23. September, den Startschuss.
Zu diesem Zeitpunkt macht sich gerne der Altweibersommer breit und führt uns sachte in die goldene Jahreszeit. Die milde, warme Herbstsonne verschönt die Tage, die klare Fernsicht ist eine Wucht und die rasch längerwerdenden Nächte sorgen für kühlen Schlaf.
Der Begriff habe ganz und gar nichts mit den in die Jahre ge- kommenen Weibspersonen zu tun, betonen die einen. Die Bezeichnung stamme vielmehr vom altdeutschen „Weiben“, einem Ausdruck für das Knüpfen von Spinnweben. Diese stechen an schönen Herbstmorgen besonders insauge, wenn sie, gekrönt von Tauperlen, als zartes Glitzerwerk zwischen den Ästen hängen. Diese kleinen Wunder dernatur haben wir den jungen Baldachinspinnen zu verdanken, die mit diesen Flugfäden durch die Lüfte segeln. „Und an die langen, silbergrauen Haare älterer Frauen erinnern“, kontern die anderen Altweibersommer-interpreten.
Wie auch immer, der Auslöser für den Altweibersommer ist eine oft bis Ende Oktober anhaltende Schönwetterperiode, die sich durch kühl-trockene Witterung auszeichnet. Zu danken ist das einemhochdruckgebiet, das unermüdlich trockene, kontinentale Luft nach Mitteleuropa schaufelt.
Bleibt zu hoffen, dass die jungen Spinnenweibchen heuer den Altweibersommer wie eh und je zelebrieren.