Schmutz loswerden – aber wie?
Hanna-barbara Gerl-falkovitz, Institut für Philosophie TU Dresden
Schriftgelehrten hielten sich bei Jesus auf.“Kann man also seine Nähe suchen und doch nichts verstehen? Geht von ihm nicht eine so durchdringende Klarheit aus, dass alles von selber durchsichtig wird? Offenbar gibt es eine Stelle in uns, die sich wehren kann gegen Einsichten, gegen das einfach Richtige, gegen das Angerührtsein im Innersten. Dann lieber Hängenamverbrieften Gesetz als den Flug aus dem Käfigwagen. Aber nein, auch das Gesetz ist kein Käfig, wenn man es richtig liest: Denn das Spülen der Hände ist ja auch dort schon gemeint als Waschen des Herzens.
Und kein Jota des Gesetzes wird nachdemwillen Jesu ungültig, es soll umgekehrt erst rechtwahrwerden. Er ist allen Gesetzen voraus, aber wenn man ihm wirklich folgt, schmelzen die Gesetze in ihrer Starre, werden lebendige Ord- nungen, sinnvolle Hilfe. Nur: In die eigene Unsauberkeit hinunterlangen braucht Kraft und Willen. Reinsein durch Händewaschen ist leicht, Reinsein durch Aufräumen in Kopf undherz ist schwer. Tief hängen wir im Gestrüpp unserer Leidenschaften. Aber es ist ermutigend zu hören, welch erstaunliche Freiheit der Jüngerkreis schon gewonnen hat. Stammt sie nur aus einem versteckten Übermut?
Nein. „Der Freie ist so frei, dass er nur Freie um sich duldet“, sagt ein kühner Satz. Komisch: Wir haben die Vorstellung, je näher wir Ihm kämen, desto untertäniger und buckliger müssten wir tun. Aber in seiner Nähe fällt genau das Verkrampfte ab – wenn wir nicht sperren.
Unter der Schelte der Unfreien steckt Jesu Wärme und Glut, sein schlagendes Herz, mit dem er um unser Freiwerden wirbt.