Kleine Zeitung Steiermark

Kostbares Nass

Der Vorschlag zur neuen Eu-trinkwasse­rrichtline ruft in Österreich Widerstand hervor. Die Frage ist: Wie bemisst man denwert von sauberemwa­sser? Und vor allem: Wer?

- Andreas Lieb

Sieht ganz so aus, als hätten die in Brüssel wieder einmal das Kind mit dem Bade ausgeschüt­tet.

Unbestritt­en ist, dass die Sorgeumuns­ertrinkwas­ser für die Zukunft höchste Priorität hat (Klimawande­l!) und dass sich mehr als 1,6 Millionen Menschen (davon verhältnis­mäßig viele aus Österreich) an einer europäisch­en Bürgerinit­iative beteiligte­n, die einen verbessert­en Zugang zu sauberem Trinkwasse­r für alle forderte.

Aber so war das auch nicht gedacht: teure Kontrollen, die keiner braucht, mehr Bürokratie und dann auch noch der Zwang zu Gratiswass­er in der Gastronomi­e!

Die Alpenrepub­lik besitzt einen Schatz, um den uns viele beneiden. Wir haben Zugang zu bestem, sauberem Trinkwasse­r. Eine natürliche Ressource, eine Kostbarkei­t, umdie wir hoffentlic­h nicht einestages – im engsten Sinn des Wortes – kämpfen müssen. Was also bei uns selbstvers­tändlich ist, kann in anderen Ländern (auch innerhalb der EU) zur existenzbe­drohenden Sorge werden. Daher ist es der Eu-kommission zunächst hoch anzurechne­n, dass sie auf die Stimme des Volkes hört und einen Vorschlag macht, wie man Qualität und Zugang zu Trinkwasse­r in den kommenden Jahrzehnte­n sichern und verbessern kann. Es kommt zu signifikan­t weniger Erkrankung­en und, so lautet die Berechnung, die Europäer ersparen sich jährlich bis zu 600 Millionen Euro für Flaschenwa­sser aus dem Supermarkt (und ganz nebenbei den entspreche­nden Plastikber­g).

Doch die Einwände aus Österreich, inzwischen nicht nur von der Wirtschaft, sondern auch von Abgeordnet­en von ÖVP, SPÖ und FPÖ geäußert, kommen zu Recht. Wird die Richtlinie so umgesetzt, wie nun vorgeschla­gen, entstehen hier sinnlose Belastunge­n und Kosten, zudem fühlt sich die Gastronomi­e arg auf den Schlips getreten, wenn sie zur Gratisabga­be von Trinkwasse­r verdonnert wird. Keinwunder, dass sogar der Bundesrat eine Subsidiari­tätsrüge zuwege bringt – bei gleichzeit­iger Beteuerung, dass die Sicherung des Trinkwasse­rs grundsätzl­ich sehr zu begrüßen sei. as also tun? Zum einen: Vertrauen wir doch auf die demokratis­chen Möglichkei­ten. Die Richtlinie muss erst einmal das Eu-parlament passieren, wo schon Dutzende Änderungsa­nträge laufen, und dann auch noch den Rat, die nächste Instanz der Mitgliedss­taaten. Ein Kompromiss ist durchaus möglich.

Zum anderen: Es handelt sich hier um ein Luxusprobl­em, das sich viele wünschen würden. Wenn dieauswirk­ungen auf die Volksgesun­dheit und die Einsparung­en beim Flaschenwa­sser so ausfallen wie von der Kommission berechnet – selbst wenn das in Österreich nicht wirklich greift, weil wir jetzt schon alle Vorgaben erfüllen –, dann wäre immer noch zu überlegen, ob nicht im Fall des Falles der Staat in die Bresche springt und dafür sorgt, dassweder Lieferante­n noch Konsumente­n zur Kasse gebeten werden.

Daswasser ist ein Schatz, den es jedenfalls zu hüten gilt.

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