Kostbares Nass
Der Vorschlag zur neuen Eu-trinkwasserrichtline ruft in Österreich Widerstand hervor. Die Frage ist: Wie bemisst man denwert von sauberemwasser? Und vor allem: Wer?
Sieht ganz so aus, als hätten die in Brüssel wieder einmal das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.
Unbestritten ist, dass die Sorgeumunsertrinkwasser für die Zukunft höchste Priorität hat (Klimawandel!) und dass sich mehr als 1,6 Millionen Menschen (davon verhältnismäßig viele aus Österreich) an einer europäischen Bürgerinitiative beteiligten, die einen verbesserten Zugang zu sauberem Trinkwasser für alle forderte.
Aber so war das auch nicht gedacht: teure Kontrollen, die keiner braucht, mehr Bürokratie und dann auch noch der Zwang zu Gratiswasser in der Gastronomie!
Die Alpenrepublik besitzt einen Schatz, um den uns viele beneiden. Wir haben Zugang zu bestem, sauberem Trinkwasser. Eine natürliche Ressource, eine Kostbarkeit, umdie wir hoffentlich nicht einestages – im engsten Sinn des Wortes – kämpfen müssen. Was also bei uns selbstverständlich ist, kann in anderen Ländern (auch innerhalb der EU) zur existenzbedrohenden Sorge werden. Daher ist es der Eu-kommission zunächst hoch anzurechnen, dass sie auf die Stimme des Volkes hört und einen Vorschlag macht, wie man Qualität und Zugang zu Trinkwasser in den kommenden Jahrzehnten sichern und verbessern kann. Es kommt zu signifikant weniger Erkrankungen und, so lautet die Berechnung, die Europäer ersparen sich jährlich bis zu 600 Millionen Euro für Flaschenwasser aus dem Supermarkt (und ganz nebenbei den entsprechenden Plastikberg).
Doch die Einwände aus Österreich, inzwischen nicht nur von der Wirtschaft, sondern auch von Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und FPÖ geäußert, kommen zu Recht. Wird die Richtlinie so umgesetzt, wie nun vorgeschlagen, entstehen hier sinnlose Belastungen und Kosten, zudem fühlt sich die Gastronomie arg auf den Schlips getreten, wenn sie zur Gratisabgabe von Trinkwasser verdonnert wird. Keinwunder, dass sogar der Bundesrat eine Subsidiaritätsrüge zuwege bringt – bei gleichzeitiger Beteuerung, dass die Sicherung des Trinkwassers grundsätzlich sehr zu begrüßen sei. as also tun? Zum einen: Vertrauen wir doch auf die demokratischen Möglichkeiten. Die Richtlinie muss erst einmal das Eu-parlament passieren, wo schon Dutzende Änderungsanträge laufen, und dann auch noch den Rat, die nächste Instanz der Mitgliedsstaaten. Ein Kompromiss ist durchaus möglich.
Zum anderen: Es handelt sich hier um ein Luxusproblem, das sich viele wünschen würden. Wenn dieauswirkungen auf die Volksgesundheit und die Einsparungen beim Flaschenwasser so ausfallen wie von der Kommission berechnet – selbst wenn das in Österreich nicht wirklich greift, weil wir jetzt schon alle Vorgaben erfüllen –, dann wäre immer noch zu überlegen, ob nicht im Fall des Falles der Staat in die Bresche springt und dafür sorgt, dassweder Lieferanten noch Konsumenten zur Kasse gebeten werden.
Daswasser ist ein Schatz, den es jedenfalls zu hüten gilt.
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