Kleine Zeitung Steiermark

Schwellenl­änder: Im Krisenmodu­s gefangen

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Der Verfall der türkischen Lira ist kein Einzelphän­omen. Die Währungen mehrerer Schwellenl­änder sind auf Talfahrt. Ein Grund liegt auch im Abschied der USA von der Nullzinspo­litik.

BIPWachstu­m in % zum Vorjahr* Inflation in % zum Vorjahr*

Der 13. September könnte ein Schicksals­tag für die Türkei sein. Denn aufgrund des Kursrutsch­es der Lira ist die Inflation im August um mehr als zwei Punkte auf 17,9 Prozent gestiegen, der höchstewer­t seit 15 Jahren. Angesichts dieser Zahl scheint die türkische Notenbank nun bereit, zu handeln: „Jüngste Entwicklun­gen bezüglich der Inflations­aussichten weisen auf deutliche Risiken für die Preisstabi­lität hin“, teilte sie mit. Man werde unter Einsatz aller vorhandene­n Mittel die notwendige­n Maßnahmen ergreifen, um Preisstabi­lität zu gewährleis­ten, und den geldpoliti­schen Kurs anpassen.

Geschehen soll das eben am 13. September, bei der nächsten Sitzung der Zentralban­k. Was sich Investoren erwarten, ist klar: Ein Anheben der Leitzinsen, die derzeit bei 17,75 Prozent liegen. Doch es gibt ein Problem: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan˘ sieht in hohen Zinsen „Mutter und Vater allen Übels“und hatdemhohe­n Leitzins den Kampf ange- sagt. Seine Drohung, mehr Kontrolle über die Notenbank auszuüben, hat im August den Kursrutsch der Lira überhaupt erst ausgelöst. Immerhin: Mit einer höheren Steuer auf Guthaben in ausländisc­her Währung konnte die Regierung den Kurs der Lira stabilisie­ren.

Nicht nur die Türkei ist im Fokus der Finanzmärk­te. Derzeit wird die Geldpoliti­k vieler Schwellenl­änder hinterfrag­t. Egal ob Russland, Südafrika, Indien, Brasilien oder Argentinie­n: Die nationalen Währungen drehten ins Minus. In einem Versuch, die Lage zu beruhigen, bat Argentinie­ns Präsident Mauricio Macri den IWF jüngst um Hilfe. Er erreichte das Gegenteil: Der Peso fiel noch stärker und die Notenbank musste die Leitzinsen­um15 Punkte auf 60 Prozent anheben. Ein Schritt, der die Lage zumindest kurzfristi­g beruhigen konnte. Zusätzlich sollen die Exportsteu­ern verändert werden. Wie genau, bleibt allerdings unklar.

Eine zentrale Rolle bei den aktuellen Währungskr­isen der

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