Kleine Zeitung Steiermark

Jeden Tag ein Aufriss

- Von Carmen Oster

Zipp-zipp-hurra! Der Reißversch­luss feiert seinen 125. Geburtstag. Die Geschichte eines Helferlein­s, mit dem Männer oft ihre Not haben, das uns aber ganz neue Möglichkei­ten eröffnete. Praktisch wie erotisch.

Für ihn ist noch lange nicht Schluss. Und das, obwohl für ihn ein modisches Totschlaga­rgument zu tragen kommt: Er ist praktisch. Und diese Eigenschaf­t geht auch heutzutage leider noch allzu selten eine Liaison mit der Schönheit ein. Am Anfang dieser Erfolgsges­chichte stand aber zuerst einmal der Ärger im Vordergrun­d. Der Ärger darüber, so viel Zeit fürs Schuhe-zubinden zu verwenden, trieb den amerikanis­chen Ingenieur Whitcomb Judson dazu, kreativ zu werden und sich eine Alternativ­e zu überlegen. 1893 wurde schließlic­h der „Klemmöffne­r und Klemmschli­eßer für Schuhe“patentiert und bei der Weltausste­llung in Chicago präsentier­t. Da der Schließer – bestehend aus Haken und Ösen – aber meist nicht so funktionie­rte, wie er sollte, brauchte es einenweite­ren klugen Kopf, um den Reißversch­luss zum endgültige­n Durchbruch zu verhelfen. Der Ingenieur Gideon Sundbäck brachte ein hakenloses­modell heraus und beendete somit die verklemmte­n Zeiten.

So war auch der größte Konkurrent des Knopfes geboren. Eine Rivalität, die auch im Film „Der seltsame Fall des Benjamin Button“mit Brad Pitt in der Hauptrolle thematisie­rt wird, dessen Vater als Knopfprodu­zent durch die „infernalis­chen Reißversch­lüsse“von B. F. Goodrich in wirtschaft­liche Bedrängnis gerät. Heutzutage stammen die beiden Hauptprodu­zenten aus Asien und heißen YKK und SBS. Nachdem schließlic­h das Us-militär

die Vorzüge des Zippversch­lusses für sich entdeckt und sie nicht nur bei Kampfanzüg­en für Marinesold­aten eingesetzt hatte, kam der Reißversch­luss endlich in der Mode an.

Es war die gebürtige Italieneri­n Elsa Schiaparel­li, die die Vorzüge des Reißversch­lusses erkannte, der damals in den erlauchten Modekreise­n noch als obszön und vulgär verschrien war. Spätestens alscoco Chanel 1955 ihre bekannte „Flap Bag“nicht nur mit einem Kettenriem­en, sondern auch mit einem zippbaren Innenfach ausstattet­e, war der Bann gebrochen. Man munkelt, dass sie in der Innentasch­e die Briefe ihres Liebhabers vor gar allzu neugierige­n Blicken versteckte. Und auch James Bondrogerm­oore öffnete so manches Kleid mithilfe seiner magnetisch­en Rolex – gar nicht berührt, und schon ist sie ganz geschüttel­t.

Heute vergeht wohl kein Tag, an dem man ihn nicht zwischen die Finger bekommt. Das Kosmetik-etui, das Kleingeldf­ach, der Rucksack und der Hosenstall – er ist überall. Dass da mitunter in der Eile etwas zwicken kann, zeigen nicht nur Filmszenen wie in „Verrückt nach Mary“, sondern auch die Zahlen. Vor allem Männer sind die

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