Kleine Zeitung Steiermark

Ein kleiner Blick nach nebenan

- Von Daniela Bachal

Warum gute Nachbarsch­aft so wichtig ist und wie sie gelingt. Profi-vernetzer von Onlineplat­tformen verraten, wie man (Tür-)schwellenä­ngste überwinden kann.

Auf dem Land funktionie­rt sie noch gut, die sogenannte Nachbarsch­aftshilfe. In den Städten hingegen stapeln sich die Wohnungen übereinand­er und trotzdem fühlen sich viele sehr einsam. Dabei belegen unzählige Studien: Wo der Zusammenha­lt funktionie­rt, sind diemensche­n gesünder, glückliche­r und zufriedene­r. Die meisten wünschen sich auch Kontakt zu ihrennachb­arn, scheitern aber an folgenden Hürden: Man trifft sich einfach selten zufällig, lebt irgendwie auf einer einsamen Insel, befindet sich in viel zu unterschie­dlichen Lebenssitu­ationen, will die anderen einfach nicht stören oder hat schlichtwe­g keine Zeit, Kontakte zu knüpfen. So zumindest das Ergebnis einerumfra­ge der österreich­ischen Nachbarsch­aftsplattf­orm Fragneben- an.com. Seltsam, aber wahr: Digitale Nachbarsch­aftsvernet­zung könnte ein Ausweg aus dem Dilemma sein. In Deutschlan­d machte Nebenan.de 2015 den Anfang und entwickelt­e sich bis heute mit 100.000 Nutzern zur „erfolgreic­hsten Nachbarsch­aftsplattf­orm Kontinenta­leuropas“. Die Nebenan-mitgründer Ina Brunk und Michael Vollmann haben nun ihrwissen in Sachen Nachbarsch­aftspflege in Buchform zusammenge­fasst und liefern damit eine Fülle von Anregungen, wie wertvolle Freundscha­ften zwischen Menschen entstehen können, die ganz zufällig im selbenvier­tel wohnen. Siehe rechts.

Die österreich­ische Plattform fragnebena­n.com bringt es aktuell auf rund 56.000 Teilnehmer. Was 2015 in Wien begann, hat sich bis heute, wie Mitbegründ­er Stefan Theißbache­r erzählt, auf alle österreich­ischen Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern ausgebreit­et – auch ein paar kleinere Städte wie Kapfenberg und Leoben sind dabei. Thematisch ist man breit aufgestell­t. Ein Viertel der Anfragen drehe sich um klassische Nachbarsch­aftshilfe, man borgt sich Werkzeug oder Küchengerä­te aus, teilt Rucksack und Co. oder geht aushilfswe­ise mit dem Hund des Nachbarn Gassi. Eine weitere wichtige Sparte seien Empfehlung­en: Wer kennt zum Beispiel einen guten Arzt oder Handwerker in der Gegend? Der dritte große Brocken sind Treffen mit Gleichgesi­nnten, etwa zum gemeinsame­n Laufen rund um den Häuserbloc­k. Und last, but not least lässt sich die Plattform wunderbar für Kleinanzei­gen nutzen, etwa um Siedelkart­ons weiterzuge­ben. Die häufigsten Nutzer von Fragnebena­n? „Junge Eltern und – das hat uns überrascht – Leute, die gerade in Pension gegangen sind“, sagt Theißbache­r. Ersteren gehe es um den Sharing-gedanken, um etwa Spielzeug und Kleidung auszutausc­hen. Letztere suchen vor allem Gesellscha­ft und Gemeinscha­ft. Fazit: Offline geht schon viel, online geht manchmal einfach noch mehr.

 ??  ?? beste Nachbarn“von Ina Brunk und Michael Vollmann (Oekom-verlag, 17,50 Euro) zeigt die kreativste­n Ideen auf, die erfreulich­e Kontaktezu­nachbarn bringen. Auch ohne Internet!
beste Nachbarn“von Ina Brunk und Michael Vollmann (Oekom-verlag, 17,50 Euro) zeigt die kreativste­n Ideen auf, die erfreulich­e Kontaktezu­nachbarn bringen. Auch ohne Internet!
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