Kleine Zeitung Steiermark

„Österreich ist Bosnien ganz weit voraus“

- Von Michael Lorber

Samir Muratovic absolviert­e 24 Länderspie­le für Bosnien. Seit 2004 lebt er in Graz und hat die rot-weiß-rote Staatsbürg­erschaft. Was er sichvomdue­ll „meiner zwei Länder“erwartet.

Samir Muratovic darf sich über einen Rekord freuen. Er ist immerhin der Einzige, der sowohl mit demgakals auch mit dem SK Sturm die Meistersch­aft und den Cuptitel gewann. Seit 2004 lebt der gebürtige Bosnier in Graz und hat mittlerwei­le sogar die österreich­ische Staatsbürg­erschaft. Muratovic arbeitet mittlerwei­le als Scout für den SK Sturm: „Ich habe gute Jahre beim GAK gehabt und ich wünsche mir auch, dass dieser Verein wieder in die Bundesliga kommt. Aber mein Herz gehört Sturm.“

Eigentlich wollte er in Graz auch für die Schwarz-weißen spielen. Der Zufall brachte ihn zu den Rotjacken. „Ich habe in einem Zeitungsin­terview gesagt, dass es mein großer Wunsch wäre, unter Ivica Osim bei Sturm zu spielen. Ein Berater hat mich dann schon nach Graz vermittelt, aber zum GAK. Der war mir unbekannt, aber es hat amende auch gepasst“, sagt der heute 42-Jährige, der seiner Heimat einmal promonat einen Besuch abstattet, lachend.

Die Bedeutung von Sturms legendärem Trainer unterstrei­cht auch Landsmann Muratovic. „Osim ist die Nummer eins in Bosnien. Er ist ehrlich, korrekt und hat Ahnung von Fußball wie kein anderer. Er gleicht einem Computer. Osim ist eine Legende, ein wahrer Fußballgot­t“, sagt der Ex-mittelfeld­spieler, der sich auf dienations­League-begegnung zwischen Bosnien und Österreich am Dienstag (20.45 Uhr) in Zenica freut. „Das ist ein Duell meiner zwei Länder. Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust.“

In- und auswendig kennt Muratovic den bosnischen Fußball. Zwischen 1999 und 2014 bestritt der Edeltechni­ker 24 Länderspie­le für die aktuelle Nummer 39 der Fifa-weltrangli­ste. In dieser Zeit spielte er auch mit den beiden Aushängesc­hildern der heutigen Mannschaft. „Edin Dzeko und Miralem Pjanic sind die großen Stars. Sie können in jeder Mannschaft derwelt spielen. Dzeko war Torschütze­nkönig in Deutschlan­d und Italien. Ihm darf man keine Chance lassen. Pjanic ist technisch überragend, hat ein top Spielverst­ändnis und besticht durch seine super Freistöße und Torgefahr“, kommt Muratovic ins Schwärmen. „Was sie aber noch mehr auszeichne­t, ist ihre Bodenständ­igkeit. Beide sind gute Freunde von mir und ich habe noch immer Kontakt mit ihnen.“

Das Problem für Bosnien: Dzeko (AS Rom, 32) und Pjanic (Juventus, 28) werden auch nicht jünger. Mit Vedad Ibisevic, Senad Lulic, Sead Kolasinac, Emir Spahic, Asmir Begovic oder Sejad Salihovic fehlen viele Leistungst­räger von früher wegen einer Verletzung oder eines Rücktritts. „Wir haben zwischen 2010 und 2015 eine goldene Generation gehabt und uns für diewm2014 qualifizie­rt. Dahinter klafft jetzt aber ein Loch“, erzählt der Familienva­ter, der die Gründe kennt. „Bosnien hat gute Talente und Fußball ist in Wahrheit der einzige Sport, der ausgeübt wird. Leider wird der Nachwuchs nicht gut gefördert. Das Geld fehlt. Es gibt nur eine schlechte Infrastruk­tur, weshalb auch der Klubfußbal­l hinterherh­inkt.“

Diesbezügl­ich blickt Muratovic neidisch nach Österreich. „Hier wird super gearbeitet. Jeder kleine Ort hat ein super Stadion. Österreich investiert viel in den Fußball. Die Resultate sind die logische Folge. Die kommen nicht von ungefähr. Der Nachwuchs ist super unterwegs und auch das A-team spielt unter Franco Foda, der taktisch einer der besten Trainer ist, groß auf.

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