Der traurige Gedanke, den man tanzt
Markus Schirmers Festival bot mit einer Tango-nacht ein langes, illustres Finale.
Der
Sonne entgegen“hießen ja Motto und Richtung des dritten Festivals ar|:s:|onore. Zum Abschluss ging es hinüber und hinunter nach Argentinien. Aber nicht nur, denn es gibt eine weite „World of Tango“, wie der illustre Abend in der fast vollen List-halle eindrucksvoll bewies.
Irina Vaterl überraschte am Klavier mit einem fast jazzigen „Piccolo Tango“von Puccini oder dem Prélude „La puerta del vino“, mit dem Debussy seine Eindrücke der Alhambra in ein irisierendes Klangbild transponierte. Die 27-jährige Grazerin begleitete zudem Benni Schmid in einer Habanera von Sarasate, in der der Geiger seelenruhig Fingerzirkuskunst demonstrierte. Markus Schirmer wiederum setzte sich an den Fazioli, um die bezaubernde Vorarlbergerin Isabel Pfefferkorn als Bizets Carmen von dem wildenvogel namens Liebe singen zu lassen.
Wie wild, sanft, scheu, frech erotisch diese sein kann, ließ auch Wolfram Berger mit Gedichten des Nobelpreisträgers Pablo Neruda wissen, die er lässig zwischen Tango-inter- pretationen vonweiteren erstklassigen Musikern aus der ar|:s:|onore-familie streute.
Schon im ersten Teil des kurzweiligen, aber doch zu langen Konzerts wurde auch Großmeister Astor Piazzolla gewürdigt. Und nach der Pause zeigte das Quartett „Mala Punta“um den Akkordeonisten Christian Bakanic, wie breit sich der Tango zwischen Argentino undnuevo (und sogar hin bis zu Michael Jacksons „Billie Jean“!) aufspannen lässt. Dazu führten Kristy Puusepp& Thomasreininger, vor allem aber Leo & Eugenia sinnlich vor Augen, warum der Tango der „traurige Gedanke ist, den man tanzt“.
Drei Konzerte im Eggenberger Planetensaal sowie eine Familienmatinee und das Finale in der List-halle lockten insgesamt 1850 Zuhörer, Auslastung knapp unter 100 Prozent. Hundertprozentig zufrieden mit Qualität und Resonanz war auch Intendant Schirmer, der auf seinen ar|:s:|onore-reisen den Kompass weiterhin auf Höhepunkte und Raritäten richten will. Michael Tschida HAUER